Art Cologne: Entspannter Auftakt

14. April 2016 · Messen & Märkte

Nicht nur reiner Jubel herrschte beim Auftakt der 50. Art Cologne: Dass sich die Terminplanung für das nächste Jahr mit dem Berliner Gallery Weekend überschneidet, rief Unmut bei den hauptstädtischen Galerien hervor. Doch Art Cologne-Leiter Daniel Hug konterte, er müsse sich „um mehr als 200 Aussteller“ kümmern, und von denen kämen nur 21 aus Berlin, und er könne nun einmal nicht einen für alle ungünstigeren Termin wählen, denn in den Osterferien seien viele Sammler nicht da. Verbale Unterstützung bekam Hug vom Berliner Galeristen Michael Schultz, der seinen hauptstädtischen Kollegen riet, das Problem „gelassener“ anzugehen: „Bei der Art Cologne geht es darum, 70.000 Besucher zu erreichen“. Beim Berliner Galerien Weekend hingegen wolle eigentlich „eine kleine Elite doch lieber unter sich bleiben“. Der Partyrummel, der das Berliner Galerienspektakel regelmäßig begleitet, sagt eben nichts über die tatsächlichen Verkaufserfolge im lokalen Kunsthandel aus. Bei der Jubiläumsmesse wollte natürlich jeder dabei sein – 800 Anmeldungen für die 2016er-Ausgabe waren in Daniel Hugs Büro eingetroffen. Doch nur ein Viertel von ihnen durfte in die Kojen auf dern drei Hallenebenen in der Kölnmesse einziehen, und manche der Abgewiesenen witterten wider einmal „kölschen Klüngel“ – aber auch das gehört nun mal zur Kontinuität der 50jährigen Art Cologne-Geschichte. Ansonsten feierten die Kunsthändler sich und das Jubiläumsereignis: Das Zentralarchiv des internationalen Kunsthandels ZADIK präsentierte wieder eine Sonderschau und stellte unter dem Titel „Eins, zwei, Wechselschritt – 50 years of Art Cologne and the avantgarde in Contemporary Art in Belgium, Germany and the Netherlands“ pro Jahrzehnt und Land jeweils einen Künstler aus diesen Ländern vor, darunter Rosemarie Trockel und Marcel Broodthaers. Relativ entspannt und ruhig ging es auf der Preview zur Art Cologne zu, und das lag wohl auch daran, dass die Messeleitung die Verteilung von Freikarten für die Vernissage mittlerweile drastisch reduziert hat. Michael Schultz, der mit einem großen abstrakten Gerhard Richter-Bild für 2,2 Mill. Euro angereist war, zollte dem Art Cologne-Direktor Daniel Hug auch sonst Lob: Hug habe die Art Cologne perfektioniert, und Alleinstellungsmerkmal des „Messeformats“ bestünde ja gerade darin, nicht wie andere Kunstmessen ein Branding mit beliebigen Filialveranstaltungen auf anderen Kontinenten zu betreiben, sondern vor Ort ein klares Programmprofil zu bieten. Auch andere Galeristen begrüßten die großzügigere Aufteilung der Sektoren mit etablierter Kunst auf diesmal zwei Hallenebenen. Da stieß man in den Hallen 11.1.und 11.2. auf grün-leuchtende Pigmentbilder von Daniel Lergon (bei Christian Lethert, Köln) neben einer mehr Selbstportät-Fotoreihe von Jürgen Klauke von 1976/77 (für 90.000 Euro bei Hans Mayer, Düsseldorf) und einer Balkenhol-Skulptur (für 70.000 Euro bei Deweer/Otegem). Bei der Whitestone Gallery (Tokyo/Hongkong) konnte man Werke von Künstlern der japanischen Gutai-Gruppe erwerben, z.B. Aktionsbilder von Shozo Shimamoto zu Preisen zwischen 80.000 und 300.000 Euro. Hauser und Wirth (Zürich, New York et al.) hatten Werke von Jason Rhoades und Paul McCarthy im Programm, und David Zwirner (New York) hatte als Blickfang eine große Fotoarbeit von Thomas Ruff und ein Kathedralenmotiv von Raymond Pettibon präsentiert. Wie gewohnt weitaus quirliger ging es oben in der Halle 11.3. bei den jüngeren Galerien zu, wo z.B. der Künstler Philipp van Dinegam bei Waldburger Wouters (Brüssel) in konzeptuell-neo-dadaistischer Tradition à la Marcel Broodthaers Passformulare für Tiere ausstellte. Grace Weaver (bei Soy Capitan, Berlin) malt Bilder in einem Comic-Grafik-Stil und lotet dabei die Grenze zu Gefälligkeit und Dekorativität aus. Weniger schrill als in früheren Zeiten waren auch diesmal wieder die Förderkojen „New Positions“: Sarah Sizer bearbeitet Leinwände oder Samtstoffe mit Bleichmitteln und erzielt so einen verblüffenden Eindruck von Falten (bei Cosar HMT, Düsseldorf), und sehr minimalistisch sind die Wasserfarben-Buntstiftbilder von Henrik Eiben (bei Chr. Lethert, Köln) angelegt. Fazit: Verkäufliches steht nach wie vor im Vordergrund der Programmpolitik. Das Angebot an allzu Sperrigem und Experimentellem überlässt die Art Cologne hingegen eher den Satellitenmessen „Kölner Liste“ und „Far Off Cologne“.


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