Art Cologne: Basel-Schelte und Blockbuster-Galerien

26. April 2017 · Messen & Märkte

Polemische Worte in Richtung Basel konnte sich Art Cologne-Direktor Daniel Hug zur Eröffnung der diesjährigen Kunstmesse am Rhein nicht verkneifen: da die Art Basel-Macher im kommenden Herbst bekanntlich bei der neuen Art Düsseldorf einsteigen, warf Hug ihnen vor, die „gesamte Welt der Kunstmessen kolonisieren“ zu wollen. Doch das neue Kapitel in der ewigen Rivalität der beiden rheinischen Großstädte sorgte am Preview-Tag unter den Ausstellern und den Besuchern ebenso wenig für größere Aufregung wie Hugs Ankündigung, die Art Cologne werde künftig mit den Berlinern bei der Etablierung einer neuen Messe in der Hauptstadt kooperieren. Eher rief der Coup des Art Cologne-Chefs allgemeines Erstaunen hervor, den New Yorker Galerie-Grossisten Larry Gagosian, der weltweit ein Dutzend Filialen betreibt, erstmals zur Teilnahme in Köln-Deutz bewegt zu haben: Blickfang in dessen Koje war eine perfekt inszenierte Installation von Chris Burden mit 32 Straßenlaternen. Mit David Kordiansky (Los Angeles), der eine Solo-Show von John Pestoni bot, David Zwirner (New York), Hauser und Wirth (Zürich, London et al.) und Sprüth/Magers (Berlin, London) hatte Daniel Hug weitere sogenannte Blockbuster-Galerien in seinem Hallenplan aufgelistet, die mit ihren Programmen garantieren, dass die Kunststadt Köln in der Champions League der internationalen Messen weiterhin auf einem oberen Tabellenplatz mitspielt. Freilich hörte man hinter vorgehaltener Hand hier und da leises Grummeln, Hug vernachlässige dabei zu sehr die lokale Galeristenszene. Die fiel in der Tat diesmal nicht sonderlich auf, auch nicht oben in der Halle 3, wo Hug die Förderbereiche und die jungen Galerien unter dem neuen Label “Neumarkt” zusammengefasst hatte. Die mittlere Halle 2 war für die etablierteren Galerien mit zeitgenössischer Kunst reserviert, und die untere Halle 1 für die Klassiker – insgesamt eine wohltuend klare Aufteilung, die den Besuchern eine gute Orientierung bot. Im hochpreisigen Bereich fiel bei der Galerie Koch (Hannover) ein drei Meter hohes Nagelbild von Günther Uecker für 720.000 Euro ins Auge. 950.000 Euro verlangte Thadaeus Ropac /Salzburg) für die Bronzeskulptur “Zero Dome“ (2015) von Georg Baselitz. Die Galerie Valentin (Stuttgart) wartete mit einer Wiederentdeckung auf, nämlich dem Werk von Volker Böhringer in der Richtung einer Neuen Sachlichkeit und eines Magischen Realismus, in der Nazizeit heimlich gemalt und nach dem frühen Tod des Malers 1961 fast völlig in Vergessenheit geraten. Originell: eine Installation mit 1.400 Spiegeleiern aus Gips und Fiberglas des Künstlers Christopher Chiappa am Stand der New Yorker Kate Werble Gallery. www.artcologne.de

Dazu in Band 239 erschienen:


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