Antisemitismus-Vorwürfe gegen documenta fifteen

12. Januar 2022 · Kulturpolitik

Die nunmehr fast 70jährige Geschichte der Kasseler documenta war immer wieder von Anfeindungen, Konflikten, Skandalen und Skandälchen begleitet. Davon bleibt auch 2022 die documenta fifteeen nicht verschont. Unter der Schlagzeile „Kassel: Antisemiten, Sexisten und falsche Indianer?“ berichtete die NZZ-Neue Zürcher Zeitung, der vom künstlerischen Leitungsteam ruangrupa als documenta-Teilnehmer eingeladene und jüngst verstorbene Künstler Jimmie Durham habe unter Cherokee-Aktivisten als „Hochstapler“ gegolten, weil er in Wirklichkeit „gar kein Cherokee“ gewesen sei und somit nicht das Recht gehabt hätte, „das Kulturerbe der Ureinwohner künstlerisch zu bearbeiten und kommerziell zu verwerten“. Dann wurde auch noch „aufgrund des aktuellen Vorwurfs der sexualisierten Gewalt“ die documenta-Teilnahme des taiwanesischen Künstlers Sakuliu Pavavaljung „ausgesetzt“. Die documenta fifteen verbreitete dazu ein Statement in dürren, gleichwohl abwägenden Worten: „Wir nehmen die Vorwürfe gegen Sakuliu Pavavaljung sehr ernst und prüfen die Informationslage sorgfältig und schnellstmöglich. Wir verschaffen uns aktuell ein differenziertes Bild von der Situation…“ Süffisanter kommentierte die NZZ die Vorwürfe „gegen weitere documenta-Teilnehmer“, denn diese zeigten, dass „selbst ein Kuratorenteam, welches nicht aus alten weissen Männern besteht, sehr rasch in politische Turbulenzen geraten kann“. Unter Berufung auf Recherchen des „Bündnis gegen Antisemitismus Kassel“ wirft das journalistische Blogger-Team „Ruhrbarone“ ruangrupa und dem documenta-Beirat nämlich eine Kumpanei mit israelfeindlichen bzw. antisemitischen Kräften vor. Im „Ruhrbarone“-Blog „erschien… eine Abrechnung mit einem palästinensischen Kollektiv, das von ruangrupa zu einem tragenden Mitglied der documenta-Struktur ernannt worden war und unter den Namen Cultural Center Khalil al-Sakakini (KSCC) beziehungsweise Question of Funding firmiert“ (NZZ). Als „Namenspatron“ des KSCC „fungierte eine überaus problematische Persönlichkeit: der arabische Nationalist und Nazi-Sympathisant Khalil al-Sakakini (1878–1953)“. Weiter heißt es in dem NZZ-Beitrag: „In dem anonymen Blog-Beitrag (der “Ruhrbarone”, Anm. der Red.)…. wird beklagt, dass es bei der documenta 15 neben dem Direktorium des KSCC zahlreiche weitere Fürsprecher eines Boykotts Israels gebe, wie etwa Marwa Arsanios, Jumana Emil Abboud oder Yasmine Eid-Sabbagh.“

Dazu in Band 279 erschienen:


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