Anish Kapoor in Peyrassol
Gut eine Autostunde von Nizza entfernt im Landesinneren liegt die Domaine de la Commanderie de Peyrassol. 1200 vom Templerorden als Weingut und Herberge für Pilger gegründet, kaufte der französische Unternehmer Philipp Austruy 2001 das Gut, das jetzt rund 1000 Hektar Wald und Weinbau umfasst. Austruy baute bestehende Gebäude zu Hotels, Restaurants und einer Artist Residency um, fügte einen Shop für die Weine hinzu und ein Art Center für Wechselausstellungen. Hier zeigt jetzt Anish Kapoor brandneue Skulpturen (21.6.-20.11.2021). Manche Formen erinnern an Blutkörperchen, scheinen im Raum zu schweben, sind überdimensional, fast monströs und sprengen die Raumdimensionen. Anderes lässt an rohes Fleisch denken. Sie stehen im gezielt scharfen Kontrast zu den Skulpturen im Außenraum, die sich weitaus sanfter in die Umgebung einfügen: Zwischen den Weinreben flattern riesige Fahnen von Daniel Buren, am Wegesrand steht Ugo Rondinones kahler, weißer Baumriese, im Wald zwei Steine mit Wand dazwischen von Lee Ufan. An einer Waldkreuzung überrascht ein Nilpferd (Pascal Bernier), um dessen Körper Tücher wie zur Wundheilung gewickelt sind: Hier begann früher ein Jagdrevier. Immer wieder sieht man die minimalistischen Formen von Bernar Venet, im Ballsaal hat Felice Varini die Deckenbalken mit einem seiner Vexierbilder bemalt, für ein Wasserbecken baute Bertrand Lavier eine Sämaschine zum Springbrunnen um. Irgendwo im Wald steht ein Igel mit riesigen, roten Stacheln (Kostis Georgiuo), daneben eine Art bunter Osterhase (Federica Matta), vor Austruys Privathaus hängt eine Skulptur von Jaume Pensa im Baum. 76 Skulpturen, deren Auswahl den Vorlieben des Sammlers folgt. Dank der subtilen Platzwahl im Gelände wird das Qualitätsgefälle überzeugend ausgeglichen. Unbedingt eine Reise wert! (SBV). www.peyrassol.com
Dazu in Band 254 erschienen: