Ai Weiwei kritisiert Berliner Kunstuniversität

24. Februar 2020 · Hochschulen

Ein Eigentor leistete sich der Künstler Ai Weiwei am 11. Februar 2020 in einem Interview mit der Berliner Zeitung. Über seine Gastprofessor an der Berliner Universität der Künste wetterte er: „Es ist unmöglich, deutsche Studenten zu unterrichten. Sie sind faul, sie machen ihre Hausaufgaben nicht. Und das System ist höchst korrupt. Ich sollte diese Studenten ihren Abschluss mit Auszeichnung machen lassen. Ich fragte, wie das sein könne. Sie sagten, sie würden das immer so machen. Alle Professoren haben ihre Hand dafür gehoben. Das ist intellektuell unerträglich, deshalb bin ich da weg.“ Prompt folgte die Retourkutsche durch die Kunstzeitschrift „Monopol“. Die ließ nämlich Studierende aus seiner Klasse zu Wort kommen: „Er kannte uns und unsere Arbeiten nicht…“, beklagt sich eine Studentin, und andere berichten, bis auf das monatliche Klassengespräch sei Ai Weiwei nie dagewesen, sondern habe die Betreuung der Klasse seinem Assistenten überlassen – eine Praxis, die allerdings an deutschen Kunsthochschulen auch viele andere Professoren so handhaben. Allerdings gab es noch andere Gründe für die gegenseitigen Missverständnisse zwischen Ai Weiwei und seiner Klasse, so dass Donna Schons in ihrem Report bilanziert: „Es ist gut möglich, dass in Ais Lehrzeit schlichtweg grundunterschiedliche Erwartungen und Ansätze aufeinandertrafen, dass der Künstler Verweigerungsgesten als Faulheitssymptome fehldeutete und dass es ihm nicht ausreichend gelang, sich mit den Strukturen der UdK und seinem Lehrauftrag zu arrangieren.“ Allerdings fällt Ai Weiweis Unbehagen am hiesigen Hochschulwesen mit anderen Tiraden zusammen, die er in dem Interview mit Susanne Lenz loslässt: „Ich werde von der deutschen Gesellschaft  unter Druck gesetzt“, behauptet er. Dass seine Filme nicht zur Berlinale einjuriert wurden, empfindet er als Zensur: „Die wollen China nicht auf die Füße treten. Volkswagen – also Audi – ist einer der Berlinale-Sponsoren. Und sie hassen mich. Weil ich mit ihnen darüber gestritten habe, warum sie dieses Werk  in China errichten müssen, das ein Arbeitslager ist.“ Auch zur derzeitigen Parteienlandschaft in Deutschland hat Ai Weiwei eine Meinung: „Wenn es neue Nazis gibt, dann schätze ich das, weil sie echt sind. Ich mag die Liberalen nicht, die nur so tun, als seien sie liberal. Aber tief drinnen haben sie die Nazi-Kultur verinnerlicht…“ Und an anderer Stelle: „Die Rechten sind einfach nur dumm, viel gefährlicher sind die Linken.“ https://www.berliner-zeitung.de/

Dazu in Band 222 erschienen:


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