Ahlen: Hommage an Arnulf Rainer
Um die Bewahrung der Freiheit in der der Kunst im politischen Klima nach dem Attentat auf die „Charlie hebdo“-Redaktion ging es bei einer Performance-Matinée im Kunstmuseum Ahlen: Die Zensur und vorauseilende Selbstzensur bei Karnevalsumzügen und in Ausstellungen bildete einen dramaturgischen roten Faden in der „Stückwerk“-Performance von Siglinde Kallnbach. Aus Anlass des 85. Geburtstags von Arnulf Rainer zeigte das Kunstmuseum Ahlen von dem Wiener Künstler Gemälde und Grafiken. Die Museumskuratorin Susanne Buckesfeld lud Siglinde Kallnbach zu einer „Hommage“-Performance an Rainer ein. Obwohl Arnulf Rainer sich der Gruppe der Wiener Aktionisten eigentlich nicht zugehörig fühlte und sich vom Tafelbild auch nicht so radikal abwandte wie etwa Otto Mühl und in den 1960er Jahren desgleichen Hermann Nitsch, so ist seine Malerei dennoch in großem Maße auch durch performative Elemente charakterisiert: da beide Künstler sich in ihren Arbeiten intensiv mit einem physisch-leiblichen Aspekt auseinandersetzen und beide auch den Atombombenabwurf von Hiroshima zum Thema ihrer Kunst machten, war es stimmig, gerade Kallnbach für einen solchen Performance-Beitrag auszuwählen. Verletzung und Verletzlichkeit, Versehrtheit nach einer Brustkrebsoperation, Bedrohung, Gewalt und Sexismus in der Gesellschaft, Angst, Befreiung und Überwindung bildeten einen Assoziationsrahmen, den Kallnbach mit einer beklemmenden atmosphärischen Dichte inszenierte. Sie nagelte ein weißes Kleid mit Beschriftungen in Kreuzform an die Wand (neben das „Kimonokreuz“ von Arnulf Rainer), verlas die Begründungen der Karnevalisten, warum diese nach dem Pariser Attentat bei den diesjährigen Umzügen keine „Je suis Charlie“-Statements sehen wollten, und Drohbriefe, die sie Anfang der 1990er Jahre selbst nach ihren Performances und Installationen in Kassel erhalten hatte. www.verein-a.performanceliefe.com