Afghanistan: Archäologieverbände appellieren an Bundesregierung
Die missliebigen Umstände des Rückzugs der westlichen Allianz aus Afghanistan und der rasche Vormarsch der Taliban führen nicht nur zu der humanitären Katastrophe, die uns derzeit allabendlich die TV-Sender mit überfüllten Flugzeugen und anderen Dramen der Evakuierung vor Augen führen. Die Fachwelt sieht auch kulturelles Erbe bedroht, denn in äusserst unguter Erinnerung ist noch die Zerstörung der Buddha-Statuen von Bamiyan durch die Taliban 2001. Daher sehen die deutschen Archäologieverbände afghanische Berufskollegen und andere Wissenschaftler dort „in äusserster Gefahr“ und appellieren an die Bundesregierung, sich um deren Rettung zu kümmern. Deren Leben sei „akut von Verhaftung, Rache und Misshandlung bis hin zum Tod bedroht“. Man kenne hier in Deutschland die Situation dort vor Ort genau, denn „zahlreiche afghanische Altertumsforscher seien ihren deutschen Kollegen durch Zusammenarbeit und Fortbildungskurse vertraut“. Die Befürchtungen haben durchaus einen realen Hintergrund: 2018 wurde Abdul Wahab Ferozi auf dem Weg zur Arbeit durch einen Sprengstoffanschlag getötet. Er erforschte eine ehemals buddhistische Siedlung bei Mes Aynak. Die Taliban und auch die Terrormilizen des IS dulden keine Kulturgüter aus vor-islamischer Zeit: So hatte der IS 2015 einen Baal-Tempel in der antiken Stadt Palmyra in Syrien zerstört.
Dazu in Band 262 erschienen: