Aachener Galeristin Marie-Helène von der Milve ist gestorben

1. März 2016 · Galerien & Auktionshäuser

Die Aachener Galeristin Marie-Helène von der Milve ist gestorben. Dies ist ein großer Verlust, denn sie war als unabhängiger, unbestechlicher Geist stets auf der Suche nach neuen progressiven Tendenzen, experimentellen Formen und feinen, skriptural-zeichnerischen Äußerungen aktueller Kunst. Dadurch hat sie manche Künstler sehr früh entdeckt und ihnen eines der ersten Foren bereitet, so etwa für Heike Kati Barath oder Yukako Ando. Beide beweisen von der Milves Qualitätsgefühl und sensibles Gespür speziell für solche Begabungen, die à la Fluxus Hintergründiges und Welthaltiges hinter Witz oder Maske verstecken. Sie hat ihre Künstler in ihrer über 25 jährigen Galerietätigkeit treu begleitet und war für nicht wenige ein wichtiges Sprungbrett. Aus der Papierstadt Düren stammend, galt ihr Faible insbesondere auch den Zeichnerinnen, wie etwa Nanne Meyer, Heike Weber und Suse Wiegand.

In Aachen war von der Milve eine Institution. Nach kurzer Galerietätigkeit in Düren eröffnete sie in einem typischen schmalen Zweifensterhaus im Zentrum Aachens ihre „Kunstruhe“, in welcher es kunstvolle Sense- und Nonsense-Dinge zu erstehen gab. Nachdem dieser Shop bereits zu einem gesellschaftlichen Zentrum herangewachsen war, setzte sie ab 1988, ermuntert von Rune Mields, dann als Galeristin einen ansonsten längst ausgestorbenen unkonventionellen, warmherzigen Umgang mit Künstlern und Kunden fort. Das Merkantile verschwand bis zuletzt hinter ihrem engagierten Einsatz für namhafte Künstler wie Klaus Dauven, Michael Krupp, Bea Otto, Johanna Roderburg, Takako Saito, Stefan Sous oder Andreas von Weizsäcker.

Hartnäckig stellte sie sich auch gesellschaftspolitischer Verantwortung. So hat sie sich in städtebauliche Entwicklungen eingemischt, wie etwa mit einer historisch bedeutsamen Fotodokumentation von Algirdas Milleris anlässlich der Renovierung ihrer Straße und beim Bestreben, am Rathaus eine Farbfeldarbeit von Peter Lacroix anzubringen. Geradezu spektakulär war 2008 die Aktion „Roland – Kunstprojekt in der Soers“. Als beim Bau des gigantischen Fußballstadions ‘Tivoli’ die Gartenkolonie „Roland“ zu Gunsten eines Parkhauses weichen musste, hat sie spontan all ihre Künstler dazu eingeladen, temporär auf den bereits weitgehend geräumten Arealen ortsspezifische Installationen und performative Eingriffe auszuführen, sozusagen als politisch-künstlerischen Protest.

Derzeit sind in der Galerie Fotos von Milleris „Syrien – Spuren einer Kultur“ ausgestellt.


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