7. Thessaloniki Biennale
Oben im Norden Griechenlands findet seit 2007 die vom großen Biennale-Tross bisher kaum bemerkte Thessaloniki Biennale statt. Gegründet vom State Museum of Contemporary Art, finanziert vom griechischen Staat und der EU, steht die diesjährige 7. Ausgabe unter dem Titel „Stasis – Stellung beziehen“. Gleich 11 Kuratoren, darunter 9 aus Museen und zwei Freie, wählten unter diesem sehr weit gefassten Titel 54 KünstlerInnen aus. Statt eines Konzepts habe man „Wege des Denkens“ zeigen wollen. So sind die Werke lose auf sieben Stationen verteilt: in das ehemalige Armenhaus aus dem 15. Jahrhundert, in vier Museen und die Konzerthalle. Der siebte Ort liegt in Athen, da das dortige Haus zu der neuen Museumsdachmarke MOMus gehört. Die MuseumsmitarbeiterInnen wählten zum Teil ältere Werke aus ihren hauseigenen Sammlungen, die auf der Biennale in neue Dialoge treten, etwa A. Tassos´ suggestive Druckgraphik marschierender Beine mit Filmen von Harun Farocki. Am besten gelingen die Kombinationen im MOMus Museum of Modern Art. Das oben auf dem Hügel liegende ehemalige Kloster besitzt die faszinierende Costakis Collection mit über 1000 Werken der Russischen Avantgarde – und zeigt übrigens parallel zur Biennale eine großartige Ljubow Popowa-Personale. In diesem Museum regt Jonas Staal mit seiner neuen Installation „Neo–Konstruktivistische Ammoliten“ einen „transhistorischen Dialog“ mit den ausgestorbenen Kopffüsslern als konstruktivistische „Kameraden“ an. Minna Henriksson präsentiert ihre Recherche zur Kasseler documenta, Apostolos Palavrakis´ streng-sachliche Skulpturen scheinen zu ihren Wurzeln zurückgekehrt zu sein und Maria Choulakis nahezu abstrakte Fotografien sind mit Werken russischer Meister kombiniert – hier entwickelt der Titel „Stasis“ eine erstaunliche Spannung, wenn die Statik von Zeitgrenzen und Kategorien ausgehebelt wird. Laufzeit: 12.10.2019 – 16.2.2020 (SBV) http://thessalonikibiennale.gr/en/
Dazu in Band 207 erschienen: