6. Beaufort Triennale 2018

7. Mai 2018 · Biennalen

An der nur 65 Kilometer kurzen, belgischen Nordseeküste entsteht zwischen De Panne im Süden und Knokke im Norden seit fünfzehn Jahren ein einzigartiger Freiluft-Skulpturen-Parcours. Auf der Promenade, in den Dünen, unten am Strand und sogar umspült von Wellen mitten im Wasser platzierten Künstler hier für die 2003 gegründete Beaufort Triennale ihre oft monumentalen Werke. 22 Beiträge wurden mittlerweile angekauft. Benannt nach dem Erfinder der Windstärken-Skala findet die Triennale heuer zum sechsten Mal statt. Kuratorin ist Heide Ballet, die das „Meer als unbeherrschbaren Ort“, aber auch die „Rolle der Denkmäler“ als Thema vorgab: „Wie kann ein Denkmal einem Ort eine Bedeutung verschaffen? Welche Auslegung erhält es von den Anwohnern?“ Finanziert werden die Produktionen je zur Hälfte von den Städten und der staatlichen Tourismusagentur Westtoer, jede Gemeinde steuert 75.000 Euro bei. Damit konnten dieses Jahr 19 Werke in 9 Gemeinden realisiert werden. Wie ein Zeichen längst vergangener Zeiten lässt Simon Dybbroe Mollers in Westende-Bad ein maritimes Steuerrad aus dem Sand ragen – das Moller tatsächlich dem Logo des frühen Webbrowser Netscape Navigator entnahm. Erzählerisch, kritisch, poetisch ist Nina Beiers großartiges Reiterfiguren-Ensemble: Sie suchte ausrangierte Reiterdenkmäler, die sie in musealen und privaten Sammlungen fand. Diese Bronzefiguren stehen jetzt eng beisammen auf einer Wellenbrecher-Buhne in Nieuwpoort. Bei Flut schlagen die Wellen hoch, als würden die Reiter aus dem Meer angestürmt kommen. Humorvoll-kritisch ist Guillaume Bijls Beitrag „Sorry“ in Ostende: Er änderte die Tradition und setzt statt eines Menschen einen Hund auf den Sockel eines Denkmals. Rund herum schauen kleine Hunde betrübt zu ihrem Artgenossen hoch. Höhepunkt der diesjährigen Triennale ist Kader Attias „Holy Land“ in Middelkerke: Im Sand stehen vierzig Formen. Die Spiegel auf der Meer-Seite zeigen ein idyllisches Bild, das Versprechen einer schillernden Welt. Von der Landseite aus sind die Formen dagegen eingeschwärzt und erinnern an Grabsteine. Unübersehbar ist hier Attias Anspielung auf Migration, womit er einer der wenigen Künstler der Triennale ist, der das Meer als Todesfalle für Migranten zeigt. Aber es ist gerade die Mischung aus schönen Bildmotiven mit komplexen und kritischen Werken, die den Charme dieser Triennale ausmacht. Beaufort Triennale, 30. März – 30. September 2018, Eintritt frei www.beaufort2018.be/de


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