50. Art Brüssel
Am Mittwoch eröffnete die Art Cologne und schon am nächsten Tag folgte die Art Brussels – liefern sich die zwei Kunstmessen einen Kampf? Anfangs wäre sie irritiert gewesen über den Termin des Kollegen im Rheinlands, verrät Anne Vierstraete. Aber bald sah die Direktorin der belgischen Messe die Terminnähe als Chance. „Vor allem die Besucher aus USA und Asien können so beides besuchen.“ Und es funktionierte, schon während der Voreröffnung am Vormittag drängten sich Sammler aus aller Welt durch die Gänge. Die Messe findet zum dritten Mal in den hellen Tour & Taxis-Hallen statt und hat jetzt mit dem eleganten Eingangsbereich und den blauen Teppichen in den Gängen ihren Stil gefunden. Es ist die 50. Ausgabe, an der 148 Galerien aus 32 Ländern teilnehmen. Allein aus Belgien sind es 46 Galerien, darunter auch Sorry We´re Closed, die zuletzt auf eine Parallelmesse ausgewichen waren. Jetzt sind sie mit einer beeindruckenden Skulpturen-Schau auf die Hauptmesse zurückgekehrt, darunter ein kleines Holzhaus oben in der Ecke von Tadashi Kawamata (22.000) und Keramiken von Chris Hammerlein mit so schönen Titeln wie „Drunken Palm“ (3500,-). Auffallend ist dieses Jahr die Omnipräsenz von Skulpturen an fast allen Ständen, die Londoner Galerie l´étrangère zeigt gleich eine Kombination: Janna Rajkowskas Waffen-Objekte (ab 1.600) und Fahnenbilder (12.000) von kriegsfreudigen Ländern wie USA sind aus Harz plus Schmerztabletten-Pulver gemacht. Sie lenkt damit den Blick auf die Nähe von Rüstungs- und Pharmaindustrie. L´étrangère stellt in der Discovery-Sektion für junge Kunst aus, die dieses Jahr mit 33 Galerien deutlich expandierte, denn die Art Brussels definiert sich als Entdeckermesse. Weitgehend stabil ist die Zahl der Solo-Stände geblieben, wo die belgische Galerie Geukens & De Vil das Atelier von Sofie Muller aufgebaut hat. Die belgische Künstlerin fertigt ihre sehr bewegenden „mentalen Portraits“ aus Alabaster, das Material erinnert mit den Venen-ähnlichen Strukturen und transparenten Erscheinung an Haut, Unebenheiten erscheinen wie Wunden. Auf nur vier Galerien geschrumpft dagegen ist die Sektion Rediscovery, denn offenbar werden historische Positionen mittlerweile selbstverständlich in die Stände eingegliedert – vielleicht ist es Zeit für eine neue Sektion? (SBV)