3. Art Encounters Biennial in Rumänien: The Whole and its parts
Zentrales Anliegen der Art Encounters Biennial im westrumänischen Timisoara ist es, „so viele Schichten der Stadt wie möglich zu erkunden“, betonte Ovido Sandor in seiner Eröffnungsrede zur 3. Ausgabe. Der Immobilienentwickler Ovidiu Sandor ist Gründer und Hauptfinancier der Biennale, die dieses Jahr unter Leitung der Kuratorinnen Maria Lind (Schweden) und Anca Rujoiu (Rumänien) zu den Werken von 60 KünstlerInnen in 30 Räumen quer durch die Stadt führt. Die 400.000-Einwohner-Stadt hat eine wechselhafte Geschichte hinter sich, die von den Römern über die Awaren reicht, von den Tataren zerstört und anschließend von deutschen Siedlern wiederaufgebaut wurde, im 16./17. Jahrhundert Teil des Osmanischen Reichs war, ab 1716 unter österreichisch-ungarische Herrschaft kam und zuletzt zur Sowjetunion gehörte – was sich faszinierend in Architektur, Traditionen und Sprachen widerspiegelt. Lind spricht von einer „kosmopolitischen“ Atmosphäre in Timisoara, die wir auf dem vielschichten, dichten, spannenden Biennale-Parcour erfahren können. Als Titel wählten sie „The Whole and its parts“ und statt eines Themas sprechen sie von „Winden“, die durch die Räume wehen. Damit sind Muster gemeint, ´Grenzen und Übersetzungen´ in der Bastion, ´Unsicherheit´ im Youth Hotel, ´Grenzen des Sichtbaren´ in der Art Encounters Foundation. Wie auf jeder Biennale gehört auch hier ´Indigene Probleme bzw. Problemlösungen´ dazu – ein ´Wind´, der sich im Tram Museum in der Remise mit anderen Werken vermischt. Manche Werke entstanden als „kontextsensible“ Auftragsarbeiten wie „Tibiscum“ vom deutschen Duo Peles Empire, die in der Bastion die Wände und Böden mit Collagen tapezieren – man meint in einem zersplitterten Universum zu stehen, in dem eine prähistorische Figur auf ottomanische Architekturfragmente trifft. In der Aula der Central Universität erinnern die nach Fotovorlagen von Frauen entstandenen, aus Kleidungsresten collagierten Wandbilder der Roma-Aktivistin Malgorzata Mirga-Tas an die Kultur ihres Volkes. Und im Park im Arbeiterviertel Sudului liegt Ciprian Muresans aus Gips gebaute Pestsäule, die anders als ihr historisches Vorbild im Stadtzentrum im Laufe der Zeit verfallen wird. Und immer wieder taucht dazwischen das Maskottchen der Biennale auf: Agnieszka Polskas Fotografie einer stolzen Taube – eigentlich eine Plage in Timisoara, auf der Biennale aber ein Inbild für eine Brieftaube, die sich ihrer Aufgabe verweigert und keine Botschaften transportiert. (SBV) Art Encounters Bienial 2019, 20.9.-27.10.2019, Temeswar / Rumänien; https://www.artencounters.ro/en/bienala/