10. Berlin Biennale: "We don't need another hero"
1985 veröffentlichte Tina Turner den Titelsong für den Actionfilm „Mad Max-Jenseits der Donnerkuppel“ mit dem Refrain „We don’t need another hero“. Diese Textzeile ist Leitmotiv der diesjährigen Berlin Berlinale, wie die Kuratorin Gabi Ngcobo und ihr Team bekannt gaben. In den künstlerischen Beiträgen geht es also nicht um Heldenmut, sondern ganz im Gegenteil um die „anhaltenden Ängste und Sorgen in unserer heutigen Zeit“ und um den „aktuell weitverbreiteten Zustand einer kollektiven Psychose“. Konkret gemeint sind damit die derzeitigen geopolitischen Verschiebungen, die mit Regimewechseln und neuen historischen Protagonisten einhergehen – denn die alten Parameter, nach denen man im späten 20. Jh. die Welt in politische Machtblöcke mit ihren jeweiligen Hegemonialsphären aufteilte, stimmen nicht mehr; und auch auf den Gebieten von technologischem Pioniergeist und Fortschrittsoptimismus kommen heute aus einigen ehemaligen „Schwellenländern“ mehr innovative Impulse als aus manchem strukturpolitisch schwerfälligen und von Kkulturpessimismus geprägten Industriestaat der westlichen Hemissphäre. Allerdings will die Berlin Biennale „keine kohärente Interpretation von Geschichte(n) oder Gegenwart“ bieten; es geht mithin nicht in vordergründiger Weise um die Tagespolitik, die in Washington, Peking, Riad, Teheran oder Pjöngjang gemacht wird. „Wie der Song“ lehnt die Berliner Veranstaltung die Sehnsucht nach einer Heldenfigur ab. „Demgegenüber erkundet die 10. Berlin Biennale das politische Potenzial von Strategien der Selbsterhaltung. Dabei verweigert sie sich jedoch starren Wissenssystemen und standardisierten historischen Narrativen, die zur Entstehung toxischer subjektiver Sichtweisen beitragen“. Künstlerisch thematisiert werden daher stattdessen „alternative Konfigurationen von Wissen und Macht, die Widersprüche und Komplikationen zulassen.“ www.berlinbiennale.de
Dazu in Band 241 erschienen: