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Biennalen: Ruhrtriennale · von Renate Puvogel · S. 311 - 321
Biennalen: Ruhrtriennale ,

Ruhrtriennale 2018
Zwischenzeit

Städte des Ruhrgebiets
09.08. – 23.09.2018

von Renate Puvogel

Stefanie Carp, Intendantin der Ruhrtriennale der Jahre 2018 bis 2020, gibt mit ihrem Programm dem vorherrschenden Zeitgefühl Raum, dass wesentliche Paradigmen des Weltgefüges in fundamentalem Umbruch begriffen sind. Sie fordert dazu auf, diese labile „Zwischenzeit“ zu nutzen, um „die Veränderung aller sozialen und kulturellen Verhältnisse kreativ mitzugestalten, statt in Furcht und Abwehr zu verharren“. Das Programm ist gleichermaßen qualitätvoll, experimentierfreudig und ambitioniert, es lässt zudem einen nicht-europäischen Blick auf die Dinge erkennen. Über 900 Künstler aus 30 Ländern verhandeln, ohne belehrend zu wirken, Themen wie Spaltung der Gesellschaft, Ausbeutung, Vertreibung und Migration in Geschichte und Gegenwart. Bei aller berechtigten Debatte über die israelkritische BDS-Bewegung und das Hin und Her um die Pop-Band Young Fathers: nicht in den Hintergrund sollte geraten, dass die erste Ausgabe unter der Leitung von Stefanie Carp ungemein engagiert und ertragreich ausgefallen ist.

Als spürbaren Ausdruck der ins Wanken geratenen „Parameter Nation, Ökonomie und Identität“ (und Demokratie!) macht Carp die weltweiten Migrationsbewegungen aus. Nicht von ungefähr widmet sie daher in dieser Spielzeit das Hauptaugenmerk dem afrikanischen Kontinent. Auffallend ist bei ihrer Auswahl, dass in den meisten Kreationen die Grenzen der Disziplinen Musik, Theater, Tanz und bildende Kunst ins Fließen geraten und sie bereichernd interagieren. Es überwiegen nicht linear erzählte Mischformen wie szenisches Musiktheater oder musikalische Performance. Neben eigenständigen Kunstwerken spielt die bildende Kunst nahezu in alle Produktionen des Festivals mit hinein, sei es als Video, Performance oder Bühnenbild.

Einen hohen Maßstab setzt zu Beginn William Kentridge mit der deutschen Erstaufführung…

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