Zwischen Spaßbad und Bürgerzentrum
Jürgen Raap über das neue Ludwig-Forum für Internationale Kunst in Aachen
Ein Museumsneubau mit insgesamt 3000 Quadratmetern überdachter Fläche wäre für Aachens Stadtväter unerschwinglich gewesen. Statt dessen ließ man den Architekten Fritz Eller “behutsame” Eingriffe in eine “intelligente Industriearchitektur” vornehmen: Für rund 34 Mill. DM Bau- und Einrichtungskosten (die Hälfte steuerte das Land NRW bei) wurde eine Schirmfabrik aus den zwanziger Jahren umgerüstet. Das Ergebnis: ein “Weltkunstforum” mit einem muldenförmig abgesenkten “Aktionsraum” im Zentrum, um das sich relativ kleine Bildersäle gruppieren. Die pompöse Loggia im Eingangsbereich suggeriert Biergartenatmosphäre, die “offene, freie Wegführung” im Inneren ohne Flure und Treppenhäuser gemahnt an eine Mischung aus Spaßbad und sozio-kulturellem Bürgerzentrum.
Diese architektonische und atmosphärische Konzeption entspricht dem Willen des Sammlers Ludwig, Kunst ohne Schwellenangst und ohne den bildungsbürgerlichen Ballast angeblich notwendiger Vorkenntnisse zu präsentieren. Das “Forum” (das bewußt nicht “Museum” genannt wurde) biedert sich somit an die Freizeit- und Unterhaltungskultur an (die jüngst erworbene Jeff-Koons-Plastik , einen Liebesakt des Künstlers mit Gattin “Cicciolina” darstellend, markiert dies sehr deutlich). Das Institut liegt damit voll im Trend einer Bedürfnisstruktur, die sich zwischen “Aktiv-Urlaub” und “Erlebnisgastronomie” verfestigt, plus ein Schuß Volkshochschuldidaktik: eine “Begegnungsstätte” (O-Ton Ludwig), die nicht ganz zufällig in Nähe der Kuranlagen liegt und die weniger zur geistigen Anstrengung, sondern eher zur Entspannung und Zerstreuung auffordert.
Der Akzent liegt nicht auf der Präsentation einer Dauerausstellung, vielmehr auf Wechselprogrammen und diversen Veranstaltungen. Für derlei Kulturrummel mit Symposien, Vortragsreihen, Performances und Atelierstipendien schießt die “Stiftung Ludwig” jährlich 100 000 DM zu, der Kulturetat der Stadt Aachen von…