Eva & Adele
Zwischen Nomadismus und Luxus
EVA & ADELE (kommen aus der Zukunft und leben in Berlin): Eine ästhetische Existenzbedingung bestimmt ganz wesentlich die Eigenschaft von Eva und Adeles Künstlertum: die Abweichung von der Norm, die Unangepaßtheit. Eva und Adele arbeiten par excellence an der Umkehrung und Verkehrung gängiger Denkmodelle und vor allem hiesiger Standard-Dispositive (siehe KUNSTFORUM, Bd. 136, S. 318-325). Abweichung meint bei Eva und Adele ein Anderssein, eine Anschaulichkeit, was Originalität, Authentizität und Schrägheit betrifft. Angesagt ist ein “Andersleben als philosophische Dimension des Seins”.
Beispielhaft dafür steht die Geschichte über die Einreise in die USA. Eva und Adele lösen das Dilemma, sich entweder für “male” (männlich) oder “female” (weiblich) entscheiden zu müssen, mit dem Ankreuzen beider Geschlechter. Der Grenzbeamte gibt schließlich klein bei und notiert mit Kugelschreiber “over the boundaries of gender” auf das Formular. Eine Grenzerfahrung im doppelten Sinn: Die Wirklichkeit wird durch Kunst erweitert – und umgekehrt: Der Grenzbeamte anerkennt das Leben als Kunst und hinterläßt ein amtliches Dokument als Zeichnung.
Die Erfindung von Eva und Adele begann mit einer Reise, wobei das Unterwegssein als Allegorie für den Menschen und sein Suchen nach Wahrheit hier auch auf die beiden Berlinerinnen zutrifft. In ihrer frühen Phase waren Eva und Adele mit dem Camper an den unterschiedlichsten Orten innerhalb Europas unterwegs (Italien, Deutschland, Frankreich, Griechenland) und haben wie Nomaden gelebt. Ähnlich der Grand Tour im 18. Jahrhundert, die der Erziehung eines englischen Adeligen zu einem erfahrenen und weltläufigen Mitglied einer Weltmacht diente, zog es auch Eva zu den antiken…