Report
Zwischen Miniaturmalerei und Terrorattacken
Zeitgenössische Kunst in Pakistan
von Sabine B. Vogel
Die Kulisse könnte schöner nicht sein: Vor dem riesigen Alamgiri-Tor des Lahore Forts eröffnete am 17. März feierlich die 1. Lahore Biennale. Als der gewaltige Eingang vor rund 450 Jahren erbaut wurde, stampften noch die Elefanten des Mogulkaisers hier durch. Mittlerweile spazieren an gut besuchten Wochenenden bis zu 100.000 Menschen durch die rund 20 Hektar große Festung. Sie suchen Spuren des berühmten Mogulreichs (1526 – 1858), dessen persisch-indisch geprägte Kultur bis heute einflussreich ist. Bewundert werden noch immer die Miniaturen, die bildreich epische Heldentaten erzählen. Heute sind solche Blätter über die ganze Welt verstreut, viele westliche Museen besitzen große Konvolut. Die zeitgenössische Kunst Pakistans dagegen ist nahezu unbekannt. Obwohl es im südlichen Karachi eine lebendige Galerienszene gibt, im Oktober 2017 hier auch die 1. Karachi Biennale stattfand und in Lahore großartige Künstler leben, ist Pakistan noch ein weißer Fleck auf der Landkarte der globalen Kunstwelt. Die Gründe dafür sind zahlreich: Visa-Schwierigkeiten für Pakistaner, die Reisen erschweren; eine wenig ausgebildete, kulturelle Infrastruktur; Galerien, die den international ausgebildeten Ansprüchen nicht entsprechen, wenn Galerien wie Rohtas-2 oder Taseer Art in Lahore in Nebenräumen privater Häuser untergebracht sind; eine deutlich national ausgerichtete Sammlerschaft – und nicht zuletzt die mediale Darstellung des südasiatischen Landes, die auf Klimakatastrophen, Terrorattacken, Armut beschränkt ist. Mit den jüngsten Biennalen kann dieser Blick zumindest im Feld der Kultur korrigiert werden.
Denn Pakistan besitzt eine großartige Kunstszene. Ein Grund dafür ist die 1875 von den britischen Besatzern in Lahore gegründete Mayo…