Claudia Wahjudi
Zwischen Manipulation und Aufklärung
Die psychoakustischen Arbeiten von Janet Cardiff und George Bures Miller stellen die Lust an der Aufklärung auf die Probe
Auf nichts ist Verlass. Weder auf Gehörtes, noch auf Gesehenes, nicht auf Erzählungen und erst recht nicht auf die Fantasie. Installationen von Janet Cardiff und George Bures Miller setzen den Besucher hyperrealistischen Klängen aus, die unerwartete Assoziationen und gleichzeitig Zweifel an deren Glaubwürdigkeit wecken. Im Zusammenspiel mit Bild, Raum und mitunter zu ertastenden Gegenständen rühren diese perfekten Sounds, die Cardiff und Miller mittels der Kunstkopfstereophonie erzielen, an individuelle wie kollektive Erinnerungen. Und sie greifen politische Funktionen von Klang auf: Sie oszillieren zwischen Verführung und dem Appell an die kritische Distanz, zwischen Manipulation und Aufklärung.
Zu den bekanntesten Arbeiten von Cardiff und Miller zählen „The Paradise Institute“, eine Rauminstallation mit Videoprojektion, für die das Duo 2001 den Sonderpreis der 49. Biennale von Venedig erhielt, und „The Forty Part Motet“, eine Klanginstallation aus 40 im Kreis angeordneten Lautsprechern, aus denen Thomas Tallis’ frühbarocke Motette „Spem in alium nunquam habui“ (1575) klingt, gesungen vom Salisbury Cathedral Choir. Diese Arbeit gehört auch zu den beliebtesten des Duos, sie war unter anderem in der National Gallery und dem Power Plant in Kanada, im New Yorker PS.1, im Hamburger Bahnhof von Berlin, dem Dresdner Hygiene-Museum und in der Tate Liverpool zu sehen.
Beide Installationen repräsentieren zwei relevante Ansätze der 1957 im kanadischen Brussels geborenen Künstlerin und ihre Kooperationen mit dem 1960 geborenen Miller, einem Experten für kinetische Skulpturen und Videoinstallationen. „The Paradise Institute“ (2001)…