Dirk Schwarze
Zwischen Aktion und Formenspiel
»Kollektive Kreativität«
Kunsthalle Fridericianum, Kassel, 1.5. – 17. 7. 2005
Die Ausstellung “Kollektive Kreativität” in der Kasseler Kunsthalle Fridericianum birgt ein Gegenmodell zur in Europa vorherrschenden Kunstszene. An die Stelle des allein arbeitenden und auf sich bezogenen Künstlers tritt die Gruppe als verschworene Gemeinschaft. Nicht der individuelle Name zählt, sondern die Leistung des Kollektivs, in dem im Extremfall der einzelne Künstler gesichtslos bleibt.
Weltweit arbeiten solche Künstlerkollektive – meist als Ausnahmen innerhalb des Kunstbetriebes. Sie sind aber in den Staaten besonders stark vertreten, die lange unter Gewaltherrschaft litten – in Ost- und Südosteuropa und in Lateinamerika. Deshalb standen für viele Gruppen am Anfang politische (Untergrund-)Aktionen. Eine erste Vorstellung davon hatte René Block in der Ausstellung “Schluchten des Balkan” vermittelt, als er Kollektive wie die Gruppen Neue Slowenische Kunst oder Irwin in sein Projekt einbezog. Durch sein Balkan-Engagement lernte Block das Kuratorinnenkollektiv WHW (What, How & for Whom) kennen, das aus Ivet Curlin, Ana Devic, Natasa Ilic und Sabina Sabolovic besteht. Die vier Frauen, die in Zagreb die Städtische Galerie führen, boten sich als das ideale Team für die Ausstellung “Kollektive Kreativität” an. Sie wählten über 40 Gruppen dafür aus.
Einige Arbeiten haben basisdemokratischen Charakter. Auf Flugblättern und Plakaten, in Fotos und Filmen sind Aufrufe und Dokumentationen zu und von Aktionen zu finden. Manche Texte wenden sich direkt an die Betrachter. Die Verpflanzung dieser Zeugnisse, die am Ursprungsort von großer Bedeutung waren, ist nicht unproblematisch, weil die Ideen hier nicht ohne weiDia-Projektion von Parole e…