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Titel: Neue Bilder aus Frankreich · S. 26 - 27
Titel: Neue Bilder aus Frankreich , 1983

Zwei Jahre freier Figuration

von Jean-Pierre Pastiche

Remy Blanchard zum Beispiel wohnt im Belleville, dem Pariser Araber-Viertel, dem Viertel der Drogenszene, der Punk-Fabrik Pali-Kao, der Randgruppen, der Erniedrigten und Beleidigten. Als Blanchard eines Tages in der Metro von ein paar jungen loubards angepöbelt wird, ergreift er die Flucht, stolpert durch die schmutzigen Straßen, liest unterwegs einen verletzten Vogel aus dem Rinnstein auf und trägt ihn behutsam in sein Atelier. Anstatt seinen Wohnsitz nach Hiva-Hoa auf die Marquesas-Inseln zu verlegen, aus Sehnsucht nach Natur und einer anderen Art zu leben, nimmt er sich ein bescheidenes Symbol Gauginscher Paradiese mit nach Hause. Wo sonst könnten die Sehnsüchte der Massenmedienkinder eine Befriedigung erlangen als in der Retorte der Massenmedien, im Zentrum der Großstadt. Er ist nicht der einzige unter den jungen Malern Frankreichs, die ihren Hang zur Welt flucht dort ausleben, wo er entsteht. Die Folge davon ist ein Aufstand freundlicher Ungeheuer, ein Spuk fröhlicher und aufmüpfiger Fabelwesen, der Wildwesthelden und Außerirdischen. Remy Blanchard, Patrick Lanneau, Jean-Luc Poivret, Robert Combos, François Boisrond, Hervé di Rosa, Jean-Charles Blais, Georges Rousse, Thierry Cheverney, Daniel Tremblay, die neuen Bildermacher, wetteifern mit der Volkskunst und der Reklame, mit den Naiven und den Punkern. Nicht wenige unter ihnen malen zu heißen Rhythmen, auch schon mal in der Öffentlichkeit, wie Combas im letzten Sommer, und streben ins Showbusiness. Mit den politischen Ansprüchen und den trockenen Theorien ist es vorbei, das Engagement ist aufgebraucht, nichts als ein Haufen ausgebrannter Schlacke. Gegen den prätentiösen Intellektualismus der Kunst der letzten Jahre setzten sie einen…

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