Dore Ashton
Zwei Hühner und eine Flasche Gin
Besprechung der Wanderausstellung »Africa Hoy« (las Palmas 1991)
Es war reiner Zufall, daß ich André Magnins Ausstellung “Africa Hoy” (Afrika heute) zu sehen bekam. Ich war zum ersten Mal auf Gran Canaria und besuchte gleich nach meiner Ankunft in Las Palmas das Centro Atlántico. Dort war in einem modernen, elegant eingerichteten Museum das Ergebnis einer jahrelangen Suche zu sehen, die Magnin auf einer Wanderung über Tausende von Meilen hinweg unternommen hatte: eine eindrucksvolle und zugleich verwirrende Ausstellung. Eindrucksvoll, weil Magnin es fertiggebracht hatte, in die geschlossenen Räume eines Museums genügend authentische Talente zu bringen, die eine sorgfältige Würdigung gerechtfertigt erscheinen lassen. Verwirrend, weil solche Zusammenfassungen, die ganze Kontinente abdecken, im Grunde absurd sind. Dennoch – irgendwo müssen wir mal anfangen, wie Magnin sicherlich sagen würde.
Er ging offensichtlich von der einfachen (und logischsten) Feststellung aus, daß es auf dem ganzen riesigen Kontinent Afrika Künstler gibt, zeitgenössische Künstler, die es wert sind, daß man sie kennt. Da ich schon immer gewußt habe, daß es überall Künstler gibt, und da ich schon immer versucht habe, allen Schwierigkeiten zum Trotz nicht-westliche zeitgenössische Künstler kennenzulernen, habe ich größte Hochachtung vor Magnins Einstellung. Als Bürgerin eines Landes (USA), das sich in seiner Engstirnigkeit selbst in der eigenen Hemisphäre stets nur mit herablassendem Blick umgeschaut hat, weiß ich, wie entmutigend die Aufgabe ist, der sich Magnin verschrieben hat. (Um mir wenigstens einen gewissen Überblick über die nicht-westliche Kunst zu verschaffen, war ich immer gezwungen, nach Havanna zu reisen, wo Afrika auf…