Helga Meister
Zuspiel
Thomas Schütte und Henrik Wolff
Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen, 27.9. – 16.11.1997
Henrik Wolff müßte sicherlich noch lange auf seine erste Vernissage warten, hätte der ehemalige Hüppi-Schüler und Kurator des Siemens Kulturprogramms, Matthias Winzen, nicht die Idee vom “Zuspiel” gehabt. Ein prominenter Künstler durfte einen unbekannten vorschlagen und mit ihm ausstellen. Winzen wählte Thomas Schütte aus, und der brachte Henrik Wolff ins “Spiel”. Was beide verbindet, ist das Anti-Heldentum, die Zurückgezogenheit, der umständliche, eher klassische Herstellungsprozeß. Das Schicksal wollte es, daß der eine darüber berühmt wurde und der andere erst wach geküßt werden muß.
Henrik Wolff ist ein Umstandskandidat. 1958 in Detmold geboren, brauchte er 30 Jahre, bis er das erste Bild schuf, mit dem er sich identifizierte. Er hatte zuvor Germanistik und Philosophie in Aachen studiert, war dem Zeitgeist mit Rockmusik gefolgt, hatte in einer Berliner Band gesungen und 1986 vergeblich versucht, an der Düsseldorfer Kunstakademie aufgenommen zu werden. Über Stipvisiten bei Richter und Schwegler brachte er es nicht hinaus. Er blieb Autodidakt und nahm Kontakt zum Galeristen Konrad Fischer auf. Auf diese Weise kam er vor vier Jahren mit Thomas Schütte in Kontakt, der ihm Mut machte.
Die Bilder, die nun im Düsseldorfer Kunstverein zu besichtigen waren, haben mit einer saftigen, wilden, temperamentvollen Ölmalerei nichts zu tun. Henrik Wolff benutzt selbst angerührte Leimfarbe und Pastellkreide, liebt das Pigment, dessen körnige Oberfläche aufs Licht reagiert. Mit jeder Tages- und Jahreszeit sehen die Oberflächen anders aus, als würden sie auf wechselnde Stimmungen reagieren. Die Pigmentierung erlaubt es, trotz der…