Reinhard Ermen
Zuschauer sind nicht erwuenscht
»Das Theater ist auf der Strasse – Die Happenings von Wolf Vostell«
Museum Morsbroich, Leverkusen, 6.6. – 15.8.2010
Das erste Happening von Wolf Vostell (1932–1998) war schon 1954 in Wuppertal geplant: „Skelett“. Ein detailliertes Konzept hat sich erhalten; „legen sie in die wupper 100 skelette von tieren und menschen auch rohes fleisch und innereien ohne erklaerung“, damit wird der Reigen der 19. Handlungsanweisungen eröffnet, „faerben sie die wupper rot“, heißt es im zweiten Schritt, mit einem (weiteren) Vorgeschmack auf kommende antikapitalistische Revolten sollte dieser Angriff auf die Gemütlichkeit enden: „vor einem bankgebäude stehen leute, die NEIN sage“. Eine „umgebungsveraenderung“ im weitesten Sinne war intendiert, „mit x-beliebigen mitteln“, und zwar „ueber nacht“. Doch das Ganze findet nur zum Teil statt. „Der Grund war wohl weniger die fehlende Erfahrung von Seiten Vostells“, sagt Mercedes, die Witwe, zu dem Kurator der Ausstellung Fritz Emslander, „als das Misstrauen der Passanten.“ Das Faszinierende an diesem ersten Konzept ist (wenn es wirklich schon 1954 formuliert wurde), dass damit (in der Papierform und mit anderem Namen) möglicherweise das Happening erfunden wurde, noch vor Alan Kaprow, dem immer wieder beschworenen Vater dieser aktionistischen Kunstform. „Skelett“ trägt, so wie die Skizze im Katalog abgedruckt ist, im Untertitel bereits jenen Schlüsselbegriff, den Wolf Vostell kurz zuvor, während eines ersten Aufenthalts in Paris im „Figaro“ (06.09.54) entdeckt hatte. Gemeldet wurde auf der ersten Seite der Absturz, bzw. die prekäre Notlandung einer Super-Contellation der KLM in der Mündung des Shannon: „Peu après son décollage“, -kurz nach dem Start,…