»Zusammenwachsen der Berliner Museumslandschaft«
Fragen an Kultursenatorin Dr. Anke Martiny zu den Perspektiven der künftigen Berliner Museumspolitik
J.R.: Welchen Stellenwert werden museumspolitische Konzepte in den nächsten Jahren innerhalb der West-Berliner Kulturpolitik haben? Werden sie – von den Absichten des Senats her – in einer größeren Konkurrenzsituation zum “alternativen Kulturbetrieb stehen oder etwa diesen stärker einbinden und einbeziehen?
A.M.: In den nächsten Jahren wird es eine West-Berliner Kulturpolitik nicht mehr geben, sondern eine Kulturpolitik, die das gesamte Berlin einschließt und auch die Belange des Umlandes zu beachten hat. Schon jetzt gibt es ganz konkrete Überlegungen über das Zusammenwachsen der Berliner Museumslandschaft, an der die Senatsverwaltung für Kulturelle Angelegenheiten in West-Berlin, der Magistrat, Abteilung Kultur in Ost-Berlin, das DDR-Kulturministerium und die Stiftung Preußischer Kulturbesitz beteiligt sind. Zu diesen Überlegungen gehört zum Beispiel, wie die infolge der Nachkriegszeit “verdoppelten” Einrichtungen, unter anderem die Nationalgalerie oder das Ägyptische Museum, wieder zusammengeführt werden können. Es geht aber auch um die Rettung wichtiger Bausubstanz, vor allem des wunderbaren Ensembles der Museumsinsel in Ost-Berlin; und es geht um die Fortführung nach wie vor geltender Museumsplanungen, d.h. der großen Neubauten am Kulturforum in West-Berlin.Der in der Frage unterstellte Gegensatz von etablierter und alternativer Kultur existiert im Museumsbereich so nicht. Zum Beispiel vertritt das Werkbund-Archiv im Gropiusbau eher einen “alternativen” Ansatz, dennoch handelt es sich um eine “etablierte” Einrichtung.
Welche Umbauten, Neubauten, Erweiterungen oder Neugründungen von Museen und Ausstellungshallen sind derzeit außer dem “Hamburger Bahnhof” für West-Berlin noch geplant, welche wären prinzipiell wünschenswert, welche müssen oder sollten angesichts der veränderten deutschlandpolitischen Situation…