Zurück in die Kunst
Von der Rückseite grüßen Baader, Meinhof, Ensslin und Raspe mit dem Maschinengewehr, vorn winken die Teletubbis. Kunst zwischen Terrorismus und Medien-Tamtam: Treffender als mit diesem Bild des Malers Michel Majerus hätte Raimar Stange sein Buch nicht illustrieren können. Mit “Zurück in die Kunst” schildert der Berliner Kritiker und Kurator Strategien, mit denen jüngere Künstler in den 90er Jahren politische und wirtschaftliche Entwicklungen reflektierten, und fragt nach deren Folgen für Kunst und künstlerische Gesellschaftskritik. Vom Fall des Eisernen Vorhangs über den Internet-Boom bis zu den Attentaten am 11. September 2001: Stange bindet die Kunst an den gesellschaftlichen Wandel, für den diese Ereignisse stehen, und bescheinigt ihr damit Realitätsbezug und Relevanz. Dennoch bezweifelt er ihre Wirkmacht: Stange, 1960 geboren, denkt ähnlich illusionslos über Kunst wie viele der von ihm vorgestellten Künstler.
So anschlussfähig wie sein Thema ist die Gliederung seines Buchs. In den Kapiteln des Haupttextes gelingt es Stange, die 90er Jahre gleichzeitig thematisch wie chronologisch zu ordnen. Startpunkt seiner Zeitreise ist die Documenta 11. Trotz ihrer Mängel repräsentiere sie den aktuellen Stand: Die Kunst, so Stanges These, habe von Experimenten auf alternativen Spielfeldern zum konventionellen Objekt im White Cube zurückgefunden. Denn ihre Kritik an Politik und Gesellschaft könne sich jenseits des Kunstbetriebs kaum, in dessen engen Zirkeln dagegen sehr wohl entfalten. Von hier blättert der Autor die Entwicklung der letzten zehn, zwölf Jahre auf: von Bezügen zur DJ-Kultur wie in den Arbeiten Piotr Uklanskis, über Hotels und Wohnungen, die Kuratoren wie Hans-Ulrich Obrist für die Kunst erschlossen haben, über…