ZUR SELBSTOPTIMIERUNG DES MUSEUMS
Peter Gorschlüter, neuer Direktor des Museums Folkwang Essen
im Gespräch mit Heinz-Norbert Jocks
Seit dem 1. Juli 2018 ist Peter Gorschlüter, 1974 in Mainz geboren, als Nachfolger von Tobia Bezzola neuer Direktor des Museums Folkwang Essen. Der Kunstwissenschaftler und Medientheoretiker war von 2002 bis 2007 Kurator und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Kunsthalle Düsseldorf, danach von 2008 bis 2010 Kurator am Tate Liverpool und schließlich stellvertretender Direktor des Museums für Moderne Kunst in Frankfurt. Eine essentielle Frage, die sich ihm stellt, ist die Entmusealisierung des Museums.
Heinz-Norbert Jocks: Nun warst du nach deiner Zeit an der Kunsthalle in Düsseldorf in Liverpool. Welche Erfahrungen bringst du von dort mit nach Essen?
Peter Gorschlüter: Wichtig war, dass in Liverpool viele heute auch für deutsche Museen relevante Themen wie Research oder Audience Development bereits stark präsent waren. Es ging darum, das Museum nicht ausschließlich als Sammlung zu begreifen, vielmehr als einen zur Stadt und deren Bevölkerungsschichten hin geöffneten Organismus. Während des Kulturhauptstadtjahres bestand eine meiner ersten Aufgaben darin, ein Projekt zu entwickeln, das die Liverpooler in die Konzeption einer Ausstellung einbezieht. Diese hatten das Gefühl, ihre eigene Kultur werde ignoriert. Alles sei nur auf die großen Highlights -Ausstellungen beschränkt und das Marketing aus London. Zusammen mit der Vermittlungsabteilung, den dortigen Kuratoren begaben wir uns in die Stadt, in Vereine, Cafés und auf die Straße, um Leute nach dem Museum ihrer Wünsche und danach zu befragen, was ihnen ein Museum bedeutet. Über die Ergebnisse der Studie tauschte ich mich mit 14 internationalen…