Sarah Ortmeyer.
Zur Möglichkeit der Verdunkelung
Ein Gespräch mit Raimar Stange
Sarah Ortmeyer gehört zu einer Generation junger KünstlerInnen, für die die Redefreiheit eigentlich nie wirklich in Frage stand und die mit den Neuen Medien, wie dem Internet und ihrem Versprechen einer hierarchiefreien und grenzenlosen Kommunikation, groß geworden ist. Dennoch beschäftigt sich Sarah Ortmeyer in ihrer künstlerischen Arbeit immer wieder mit dem Problemfeld der Medien, deren Kommodifizierung inklusive scheinbar unterhaltsamer Verflachung von ihr überaus kritisch wahrgenommen wird. Das Interview wurde im Sommer 2011 geführt, wenige Wochen vor Occupy Wall Street.
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Raimar Stange: Du hast gerade für das italienische Kunstmagazin Cura eine achtseitige Arbeit zum Thema „Redefreiheit“ gemacht?
SARAH ORTMEYER: Es gab eine Einladung zusammen mit Olaf Nicolai, Rirkrit Tiravanija und Dan Perjovschi ein Sonderheft zu gestalten. Eine Anfrage mit allen Freiheiten. Das Thema: „Freedom of speach“. Soviel wurde unlängst dazu geschrieben und im Kontext der schönen Künste gezeigt. Ich fand es deshalb erst einmal nicht besonders spannend und benötigte Zeit zum Nachdenken. Ich hatte das Gefühl, dass eine Erwartungshaltung im Raum stand: Etwas zu machen, das zum Beispiel im Kontext mit China, Iran, Turkmenistan, Nordkorea, Eritrea etc. zu tun hat. Ich habe gehadert. Doch dann war auf einmal Shiloh da und wurde Ausgangspunkt für eine Arbeit. Seit sie 3 Jahre alt ist, wird sie in der Presse als Tomboy, als Lesbe oder Junge betitelt und gezeigt, da sie sich angeblich nicht wie ein echtes Mädchen bzw. wie eine Tusse kleidet und benimmt und zum Schwimmen keinen Bikini trägt. Wie so etwas wochenlang, ja fast…