Zur Lage der Kunstkritik
Grundlagen, Befragungen, Vertiefungen
Herausgegeben von Paolo Bianchi und Christoph Doswald
Der vorliegende Band „Zur Lage der Kunstkritik“ kann als eine Art Jubiläumsheft gelesen werden. Das erste Heft von KUNSTFORUM ist 1973 erschienen. Von diesem Datum an bis heute hat die Zeitschrift eine kulturkritische Auseinandersetzung mit den Künsten auf höchstem Niveau betrieben. Das KUNSTFORUM hat konsequent immer wieder Phänomene und Erscheinungsformen im „Betriebssystem Kunst“ kritisch erörtert, bevor sie in ihren Ausprägungen manifest wurden. Inzwischen bei Band 221 angelangt, liegt der Fokus zwar folgerichtig, aber auch nicht ohne ein gewisses Wagnis, auf dem Thema „Kunstkritik“, das unter anderem durch die vielen dezidierten Ausstellungsbesprechungen reichhaltigen Stoff bereitstellt für eine Geschichte der Kunstkritik im 20. und 21. Jahrhundert. Das vorliegende Heft zeigt mit engagierten Beiträgen seitens versierter Autoren, dass die Entwicklung der Kunstkritik längst nicht abgeschlossen ist und der Diskurs – nach permanenten Verkündigungen von dessen Ableben oder Krise – allmählich wieder in Fluss kommt. Das Heft kann und soll Erkenntniszugang zum Phänomen der Kunstkritik bieten. Dazu gehört, dass die Auseinandersetzung mit Leidenschaft statt Larmoyanz geführt wird. Ein erkennbar roter Faden durch die vorliegenden Beiträge lässt die Kritiker als Katalysatoren erscheinen, die Streitpunkte avisieren, Thesen behaupten und Themen setzen – durch dieses Dialogspielfeld erhöht sich das Verständnis von Kunst.
Wenn PAOLO BIANCHI das prekäre Dasein der Kunstkritik(er) ins Visier nimmt, dann geht es um ästhetische Existenz und das Schreibhandwerk, vor allem um die Unterscheidung von Kunstkritik und Kunstgeschichte, aber auch von Kunst und Kunstkritik – wobei die Kunstkritik als ein kreativer Akt der…