Ulrike Rosenbach
Zur Entwicklung und Position
der Künstlerinnen.
Wenn ich über dieses Thema rede, dann muß ich vorwegschicken, daß alles, was ich dazu zu sagen habe, aus meiner eigenen Betroffenheit als Künstlerin heraus zu verstehen ist. Ich bin so betroffen, daß ich es wage, vor Ihnen und einem Künstlergremium zu sprechen, das fast ausschließlich aus Männern besteht. Das Thema betrifft die Probleme der Frau als Künstlerin in ihrem Bezug zu der Kultur, über die sie heute hier diskutieren wollen.
Mein eigener Weg als Künstlerin ist der vieler Frauen, die nach den Studentenunruhen der sechziger Jahre mit einem neuen gesellschaftlichen Bewußtsein an ihre Arbeit herangetreten sind.
Ist Kunst Männersache – oder wie kommt es, daß die überwiegende Anzahl der Kulturschaffenden in der BRD und im abendländischen Kulturraum im Allgemeinen, Männer sind.
Nun, ich habe keine Lust, an dieser Stelle Allgemeinplätze zu zitieren. Über die Tatsache, daß wir Frauen in einer männerbestimmten Gesellschaft leben, daß alle Kulturbereiche, wie Wissenschaften, Religionen und eben auch die Künste in den Händen der Männer liegen, haben wir lange genug nachgedacht ohne etwas geändert zu haben.
Der Mann als Schöpfer und damit als Künstler hat eine Kultur mitgeprägt, in der die Frau eine reproduzierende Stellung einnimmt, in der sie als Requisit zur Verzierung und Verschönerung der Darstellung männlicher Ideen dient. In der Bildenden Kunst ist die Frau jahrhundertelang das Modell des Malers gewesen. Sie diente zur Darstellung körperlicher Schönheit, als Allegorie der Weisheit und der Gerechtigkeit durfte sie posieren. Aber als selbstschaffende Künstlerinnen konnten nur die Frauen sich durchsetzen, die entweder reich und…