Zur Diskussion
Ein Brief Klaus Honnefs v. 3.9. an Michael Buthe, im Zuge der Vorbereitungen zur Ausstellung ‘Schlaglichter’ geschrieben, wurde von Künstlern und assistierender Presse zum ‘Skandal’ gemacht , der jede Diskussion über die ‘Bestandsaufnahme aktueller Kunst im Rheinland’ verdrängte. Da der Brief bewußt aus der Gesamtfolge isoliert wurde und dieser ‘Skandal’ exemplarische Züge trägt, drucken wir im folgenden den Briefwechsel komplett, versehen mit Anmerkungen von Walter Grasskamp :
Bilderbuchkonflikte machen mich meistens stutzig: wenn ein ganz Guter gegen einen ganz Bösen antritt und eine Mannschaft zusammentrommelt, um diesem den Rest zu geben, werde ich neugierig, wie sich das Ganze aus der Perspektive des Verteufelten ausnehmen mag. Als Michael Buthe gegen Klaus Honnef antrat, hat diese Sicherung nicht funktioniert: natürlich war ich für Buthe und gegen diesen wildgewordenen Museumsmann, fühlte mit den Künstlern, die sich beim Protestieren auch noch ins eigene Fleisch schneiden mußten und ihre Bilder abhängten. Die ganze Geschichte war so sehr mit traumatischen Erfahrungen eines ohnmächtigen Künstlerdaseins durchsetzt, daß ich spontan den vorbereiteten Protestbrief unterzeichnet und mich damit unwiderruflich in die Front der Reinen eingereiht hätte, wäre ich dabei gewesen. Da die Bilderbuchversion in fast allen Zeitungsberichten bereitwillig kolportiert wurde, konnte ich mich in meiner edlen Feindseligkeit bestätigt fühlen, denn hier war ja doch wohl seriös recherchiert worden.
War aber nicht und ein Bilderbuchkonflikt war es auch nicht, eher eine Schmierentheater, ein Kabinettstückchen kunstpolitischer Grabenkampfstrategie. Das hätte eigentlich jedem dämmern können, der als Kunstkritiker die einschlägige Komödie der Eitelkeiten so hautnah kennt, daß er nicht unversehens auf ein Heldendrama hereinfällt….