Zum Begriff des Realzeit-Systems
Mitte der 60er Jahre wurde ich durch die Lektüre eines Buches mit dem Titel »General Systems Theory« des kanadischen Biologen Ludwig von Berta-lanffy auf gewisse Parallelen zwischen dem Denken in Systemen und meinen eigenen, etwas verschwommenen Ideen aufmerksam. Was mich dabei besonders interessierte, waren die Interdependenz einer Vielzahl von Elementen und die Notwendigkeit ihrer Interaktion zum Funktionieren oder Überleben eines als »System« betrachteten Komplexes. Von gleicher Bedeutung erschien mir, daß »Systeme« in den meisten Fällen »offen« sind und als solche auf ihre Umgebung, d.h. auf andere »Systeme«, reagieren und einwirken. Schließlich war ich davon beeindruckt, daß Isomorphien zwischen unorganischen, organischen und gesellschaftlichen »Systemen« existieren, und daß sie in vielen Fällen miteinander kommunizieren und dann nicht isoliert betrachtet werden dürfen.
Ob mein Verständnis der Systemtheorie damals gerecht wurde und wie es dem gegenwärtigen Stand professioneller Überlegungen zum Thema entspricht, weiß ich nicht. Rückblickend mag in diesem Kontext von anekdotischem Interesse sein, daß in seinem Jahresbericht von 1985 das Werbeimperium Saatchi & Saatchi – quasi als Vorläufer seines eigenen Konzepts globalen Marketings – Lenin mit dem Hinweis zitiert, daß im Grunde alles mit allem zusammenhänge (Eingeweihten des Kunstbetriebs ist bekannt, daß die Saatchis auch dort im Großeinsatz sind).
Meine Gewohnheit, den Systembegriff mit dem von »Realzeit« zu verbinden, entstammte meinem Bedürfnis, mich vom romantischen Habitus des Künstlertums abzusetzen und nachdrücklich auf die gegenwärtige physische und gesellschaftliche Welt zu verweisen. Im Falle meiner physikalischen und biologischen »Realzeit-Systeme« wurden natürliche Prozesse in der Nachfolge des ready-made von Duchamp in Szene gesetzt. Die sozialen…