Zufriedenheit trotz Preisverfall
JÜRGEN RAAP ÜBER DIE »ART COLOGNE« 1991
Die Anfänge des “weltweit ersten Marktes für Kunst” waren höchst bescheiden gewesen: lediglich 18 Galeristen hatten sich 1967 in Köln zum “Verein progressiver deutscher Kunsthändler” zusammengeschlossen, und das ehrwürdige Ballhaus “Gürzenich”, sonst hauptsächlich “gute Stube” der domstädtischen Karnevalisten, bot den Gründervätern der Kunstmesse nur qualvolle Enge für die Kojen-Premiere. Das diesjährige Silber-Jubiläum war für die Pioniere und Macher der “Art Cologne” natürlich auch willkommener Anlaß zur vollmundigen Selbstdarstellung (“in 25 Jahren immer wieder Lernfähigkeit bewiesen”). Historische Meriten werden nun sogar der Nachwelt überliefert. Mitbegründer Hein Stünke, “Art Cologne”-Preisträger 1991, stiftete den Grundstock für ein Archiv, das die Geschichte des deutschen Kunsthandels nach 1945 dokumentieren soll. Ein Aufbewahrungsort muß freilich noch gefunden werden.
Stünke war in den sechziger Jahren vom damaligen “documenta”-Leiter Arnold Bode gebeten worden, das Grafik-Programm in Kassel zu betreuen, durfte dafür als Händler jedoch kein Honorar erwarten. Stattdessen erlaubte man ihm, im Rahmen der “documenta” Grafik aus dem eigenen Galerieprogramm zu verkaufen. Hein Stünke merkte dabei sehr schnell, daß solche Veranstaltungen mit großem Publikumsandrang in höchstem Maße umsatzfördernd sind im Vergleich zur Frequenz der gelegentlichen Besucher in den heimischen Galerieräumen: eine der Ideen zur Kunstmesse war geboren. Nach 45 Jahren Berufserfahrung gibt der 78jährige Stünke auch heute noch bei allem Engagement und aller Liebe zur Kunst die höchst nüchterne Parole aus, beim Veräußern seiner Ware unterscheide sich der “Kunsthändler in nichts von einem Heringshändler oder Autohändler”.
Eine Ansicht, die wohl schon vor 25 Jahren unter den Berufskollegen mehrheitsfähig war. Der Berliner Galerist…