Düsseldorf
„Zu schön, um wahr zu sein“ – Das Junge Rheinland
Kunstpalast 07.02. – 02.06.2019
von Helga Meister
Die Blüte des Jungen Rheinland war kurz. 1919 wurde nach dem verlorenen Krieg die Künstlervereinigung als Interessenvertretung mit über hundert Künstlern gegründet. 14 Jahre später war Schluss, als seit 1933 die Nazis die Avantgarde zunichtemachten. Punktgenau zum hundertsten Jubiläum hält der Kunstpalast Rückschau. Nach den großartigen Überblicken von Ulrich Krempel 1985 in der Kunsthalle Düsseldorf und Wieland Koenig 1988 im Stadtmuseum Düsseldorf wirkt die aktuelle Schau relativ überschaubar. Dem Kurator Kay Heymer geht es nicht mehr um eine Wiedergutmachung gegenüber den zu Unrecht Vergessenen. Auch der Kniefall vor einer „Friedensidee“, so der Titel von 1988, ist nicht mehr erwünscht. Heymer dampft die Künstlerschar auf zwölf „exemplarische“ Beispiele ein, darunter die Heroen Otto Dix, Max Ernst und Gert Wollheim, den vielfach geschundenen Karl Schwesig, den Bühnenbildner Walter von Wecus und den fast vergessenen Erwin Wendt. Er blickt jedoch nicht mehr voller Demut auf die Opfer, sondern hält Gericht. „Wir versuchen, die Themen zu verdichten“, sagt er. Etwas lehrbuchartig geht er den unterschiedlichen Generationen, Strömungen und religiösen Themen nach. Im Mittelpunkt aber stehen nicht nur Opfer und Widerständler, sondern auch Mitläufer.
Dreh- und Angelpunkt ist Wilhelm Kreis, der 1919 Professor der Kunstakademie für Monumentale Baukunst und Gründungsmitglied des Jungen Rheinland wurde. 1925 übernahm er die künstlerische Gesamtplanung der GeSoLei, der größten Messe der Weimarer Republik, und errichtete den Ehrenhof mit vier Dauerbauten, darunter den Kunstpalast, den Standort der aktuellen Ausstellung. 1933 trat er der NSDAP bei, wurde…