HANS-JÜRGEN HAFNER
ZU KLAUS MERKEL
KULISSEN SCHIEBEN.
ZWISCHEN GRUND, RAHMEN, PUBLIKUM
RE: APPROPRIATION
Nach eigener Aussage sollte es “mehr eine Retrospektive” bzw. “ein collagierter Rückblick” besonders auch “über die Malerei” sein. Damals, 1991. Kippenberger im Kölnischen Kunstverein. Er zeigt dort ein gewichtiges Pärchen: “Heavy Burschi”, Müllcontainer mit zerstörten Bildern, dazu gerahmte Fotos dieser Bilder und “Heavy Mädel”, eine Serie von Zeichnungen auf Basis dieser Fotografien. Im Set erzeugen die beiden einen Kurzschluss technischer bzw. medialer Ableitungen. Das Original ist zum Abschuss freigegeben: an sich von Merlin Carpenter (zuvor für zwei Jahre noch Kippenbergers Assistent als weiterer “lieber Maler” mit Mitspracherecht) nach seinen eigenen Collagen brav auf Leinwand ausgeführt, werden diese Bilder von der Malerei, ihrer Machart getrennt, im Foto ein wenig ent- und mittels Zeichnung reauratisiert; doch als Material isoliert. Das wird zum Müll-Archiv geschreddert und gesockelt zum skulpturalen Speicher.
Etwa zur selben Zeit, genauer zwischen 1988 und 1992, entsteht im Atelier Klaus Merkel ebenfalls eine Form von Retrospektive: Malerei samt Katalog, als Speicher, Ausstellung und deren Inszenierung. Klaus Merkel (Jg. 1953, wie übrigens auch Martin Kippenberger) konzipiert und malt gerade die (zuerst) fünfteilige Serie1 der “Katalogbilder”. Bilder? Es sind – banal mit Blick aufs Medium, ihr Material wie ihre Herstellung gesprochen – Gemälde.
Im Lauf der Jahre entstehen Paneele, relativ großformatige Bilder, unprätentiös oder vielmehr traditionell in Öl auf Leinwand ausgeführt. Als Gegenüber sind sie auf Anhieb trotzdem kaum zu fassen, nur mit Mühe zu beschreiben. Offensichtlich folgen sie alle einer Ordnung, gehorchen den Regeln eines Bildaufbaus, der an einer geschlossenen Komposition kaum orientiert…