Zu diesem Heft
Die Forderung, den Elfenbeinturm zu verlassen, ist vertraut. Seit Jahrzehnten gilt sie bestimmten Institutionen, vornehmlich den Museen und Universitäten, sie weist ganzen Berufsgruppen die Marschrichtung, namentlich den Schriftstellern, Künstlern und Forschern, aber auch Politiker müssen sich bisweilen aus dem Elfenbeinturm auf den harten Boden der Tatsachen zerren lassen. Im Elfenbeinturm zu sitzen, das ist so ziemlich das Letzte: blauäugig, wirklichkeitsfremd, selbstzufrieden, snobistisch, abgeschmackt.
Andererseits ist so gut wie nichts darüber bekannt geworden, wie es im Elfenbeinturm überhaupt aussieht und wie es dort zugeht, genau genommen fehlt sogar der Nachweis, daß es solche Türme überhaupt gibt. Dieses Dilemma offenbarte sich den beiden Herausgeberinnen dieses Bandes, als sie im letzten Jahr für sich die siebte Etage des Elfenbeinturmes konstruieren wollten, der Bauaufgabe ermangelte es an bauhistorischen Orientierungen. Wie kann man sich in den Elfenbeinturm zurückziehen, wenn nicht einmal bekannt ist, wie solche Türme zu bauen sind, welchen Genüssen kann man sich dort hingeben, wenn nicht einmal die Rahmenbedingungen geklärt sind? Diese Unklarheit war der Beginn einer Erkundigungsreise durch die Geschichte dieses Schmähwortes und einer Expedition zu einschlägigen Bauplätzen, der Anfang zu einer Reise, in welche die Bauherrinnen unbefangen eine ganze Reihe achtbarer Personen des öffentlichen Lebens und eine Anzahl von Einrichtungen verwickelten, nicht zuletzt auch das Kunstforum.Die Reise zu einem der wenigen vom Tourismus unberührten Gelände ist nun zu Ende: wohl behalten, wenn auch nicht unversehrt, sind die beiden Kundschafterinnen zurückgekehrt und haben diesen Reiseführer ediert, der als Baedecker für jeden Einzelreisenden und Abenteuertouristen herhalten mag, der weiß, daß man die…