Zu diesem Heft
“Schweizer Kunst ’70-’80. Regionalismus/Internationalismus” verhalf dem europäisch-nationalen Blickwinkel in der Kunstbetrachtung zu erheblichem Aufschwung, ohne einen gewichtigen Fehler zu lancieren. Martin Kunz, Leiter des Kunstmuseums Luzern, verantwortlich für die viel beachtete Ausstellung, redete weder dem inzwischen geschmähten Internationalismus, noch dem bisweilen bedenklich gefeierten Regionalismus das Wort. Deutlicher als zuvor aber wurde zu Beginn der 80er Jahre, daß der Blick auf die Region das Bewußtsein von Identitäten schärft (was für die Kunstproduzenten längst selbstverständlich und unverzichtbar war), und im internationalen Austausch nur so ein fundierter Dialog stattfinden kann. Dies ist Voraussetzung für die Betrachtung der Kunst in der Schweiz, mit der das Kunstforum den nun schon Tradition gewordenen Blick auf einzelne Kunstregionen fortsetzt.
‘Es gibt keine Schweizer Kunst’. So oder ähnlich hat mancher berufene Kenner der Kunstsituation angemerkt. Daß es sie nicht gibt, ist vielleicht das Bemerkenswerte an dieser Region. Die bis ins optisch erfahrbare reichende Disparatheit der individuellen Kunstproduktion in der Schweiz zu erfassen und so weit wie möglich zu durchleuchten, war für die Herausgeberin Annelie Fohlen Motiv und Ziel. Im Zentrum steht die junge und jüngste Kunst. Diese ist in der Schweiz so wenig wie andernorts voraussetzungslos. Streiflichter in die Vergangenheit, dargestellt an exemplarischen Werken von Arnold Böcklin, Ferdinand Hodler, Paul Klee und Alberto Giacometti, zeugten von einer ‘exzentrisch’-existenziellen Haltung, die auch heute nicht ohne Bedeutung ist. Spekulativ, wiewohl nicht ohne Reiz, ist die Annahme, daß diese Grundhaltung auch die am ehesten als typisch schweizerische Schöpfung angesehene Kunst der Konstruktiv-Konkrete in ihrem zunächst utopischen Charakter geprägt hat. Von…