Outside USA
Eine Dokumentation in 2 Teilen – Herausgegeben von Paolo Bianchi
Amerika ist. Etwas anderes aber ist das Bild von Amerika, das wir in unseren Köpfen haben: ein Puzzle aus eigenen Erfahrungen und Angelesenem, Gehörtem, Erzähltem, aus Geschichte und Geschichten, Phantasien, individuellen und kollektiven Mythen. Jeder trägt sein eigenes Amerika, seine eigene Konstruktion amerikanischer Wirklichkeit im Kopf herum.
Der Blick auf das Amerika von heute müsste an unserem Amerika-Bild nachhaltig rütteln: das Budgetdefizit, das Schwinden der Anteile der US-Industrie am Weltmarkt, die Angst vor Inflation und Rezession, der Verfall des Dollars, die Todesstrafe, die Rassenvorurteile der Weissen, die Gleichgültigkeit gegenüber Missständen wie Armut, Arbeits und Obdachlosigkeit, Gewalt und Kriminalität, Drogensucht und Aids-Seuche, Elend und Analphabetentum, die hohe Kindersterblichkeit, die Kinderarbeit und die Ausbeutung von Minderheiten, die Krise des öffentlichen Schulsystems und des Gesundheitswesens, alles unerfreuliche Erscheinungen, die von der Öffentlichkeit nur ungern, wenn überhaupt, wahrgenommen werden, wohl, weil sie dem “amerikanischen Geist” widersprechen und die Schattenseite des “American Way of Life” markieren, die nicht sein darf, also verdrängt wird. Die Amerikaner haben ja schliesslich gelernt, positiv zu denken. Diese Probleme bilden auch für die Politiker keine Themen, weil man damit keine Wählerstimmen gewinnt. Im Senat in Washington, der gern der “exklusivste Club der Welt” genannt wird, sitzen mehr Millionäre als Vertreter der mittleren Schichten; Angehörige der unteren Bevölkerungsklassen haben nie einen Platz oder eine Stimme darin gefunden. Die Kehrseite der Vernachlässigungspolitik der kapitalistischen US-Demokratie beginnt das Wohlergehen des ganzen Landes zu bedrohen. Auch der Krieg am Golf hat einen sozialen Aspekt, der…