Zu diesem Heft
Seit zwei Jahren macht eine neue Malerei in Frankreich von sich reden, für die einer ihrer Vermittler, Ben Vautier, anläßlich einer Ausstellung in Nizza den Begriff Freie Figuration prägte. Marie Luise Syring, die in Paris lebt, hat die steile Karriere dieser Künstler aus der Nähe verfolgt und stellt in diesem Heft einige der wichtigsten Vertreter vor. Um den Kontext abzuklären, von dem diese junge Generation von Künstlern sich in Frankreich abhebt, hat sie ebenfalls untersucht, was aus der intellektualisierten Malkultur geworden ist, für die Frankreich und vor allem Paris in den Jahren zuvor bekannt gewesen ist. Von den aktuellen deutschen Künstlern genießt Milan Kunc unter Vertretern der Freien Figuration großes Ansehen, in der deutschen Szene ist er einer der eigenwilligsten Vertreter der neuen Malerei, der mit seinen radikalen Stilexperimenten und einem fast konzeptuellen Zugang zur Malerei in diesem Heft von Stephan von Wiese vorgestellt wird. Erich Reusch hat in München ein umfangreiches Projekt realisieren können, das Manfred Schneckenburger vorstellt, weitere Arbeiten, die Reusch in den letzten Jahren in verschiedenen Techniken ausgeführt hat, zeigen den Kontext, aus dem heraus das Münchner Projekt entstanden ist. Ein Schüler von Reusch, Wolfgang Robbe, gehört zu den Initiatoren zweier Ausstellungen, die gezeigt haben, daß eine Kunst, die architekturbezogen konzipiert ist, nicht immer Kunst-am-Bau sein muß. In zwei zum Abriß vorgesehenen Häusern haben die Ausstellungen Ultimo und Real demonstriert, wie sich Architektur durch Eingriffe verändern und künstlerisch umsetzen läßt, wenn eine bevorstehende Zerstörung neue Formen der Integration ermöglicht.