Zu diesem Heft
Als Kunstforum vor acht Jahren die erste Dokumentation über Performance veröffentlichte (Marlis Grüterich: Performance – Musik – Demonstration, Band 13), war diese Form zeitgenössischer Kunstpraxis im deutschen Sprachraum noch so neu, daß man sich an der einfach aus den USA importierten Bezeichnung stoßen mochte. Schon die zweite umfangreiche Dokumentation über Performance, die Georg F. Schwarzbauer zwei Jahre später vorlegte (Anmerkungen zum Themenbereich artifizieller Direktdarstellungen, Band 24) konnte eine ganze Reihe von Künstlern vorstellen, die inzwischen in der Bundesrepublik, und nicht zuletzt auf der 6. documenta, mit dieser Kunstform bekannt geworden waren, darunter Jochen Gerz, Ulay / Abramovic, Jürgen Klauke, Mike Hentz, aber auch Walter Dann oder Charly Banana, die nicht lange bei dieser Praxis blieben. Die dritte Performance-Lieferung erfolgte auf dem Höhepunkt dieser Entwicklung, als zahlreiche internationale Performance-Festivals stattfanden (Band 32/1979). Inzwischen ist die Aufbruchsstimmung verflogen, die neue Malerei hat die Aufmerksamkeit auf sich gezogen und die szenische Kunstform scheinbar verdrängt; wie Happening und Video ist die Performance als aktuelle Kunstgattung etabliert, nur macht die Malerei-Hausse ihr den Nachwuchs streitig. Die großen Ausstellungen des letzten Jahres, so die 7. documenta und der Zeitgeist, haben ihr die Anerkennung versagt, Künstler wie Bruce McLean, Walter Dahn und Salome, die früher mit Performances aufgetreten waren, nahmen an diesen Ausstellungen mit ihren Gemälden teil, kein einziger der profilierteren Performance-Künstler lehrt kontinuierlich an einer bundesdeutschen Kunstakademie. Performance, so scheint es, findet zwischen den Stühlen statt. Das ist für diese Kunstgattung kein überraschendes Schicksal, von Anfang an bewegte sie sich zwischen den verschiedensten Einflüssen…