Objekte der Alltäglichkeit kopieren Kunstgegenstände. Die Fernsehleuchte, ein zylinderartiges Gefäß mit einer von unten beleuchteten Wasser-ÖI-Lösung, ist Zitat einer Arbeit von Hans Haacke. Dessen stehende Welle wird heute als Einrichtungsgegenstand gekauft oder dient zu Werbezwecken. Hand Haacke äußert sich persönlich dazu:
Als ich zum ersten Mal die sogenannten Fernsehleuchten (lavalamps) und die mechanisierten, hin- und herschaukelnden, dickflüssigen Wellenkästen sah, war ich ziemlich pikiert. Ich hatte den Verdacht, daß manuell bewegte Arbeiten von mir aus den mittsechziger Jahren das Vorbild gewesen seien. Und ich war über die kitschige Präsentation hydrodynamischer Phänomene empört. Inzwischen kann ich mich darüber nicht mehr aufregen.
Wahrscheinlich haben sich die »Designer« dieser Monstren entgegen meiner damaligen Annahme ihre Inspiration doch nicht von meinen Arbeiten geholt. Überdies wäre ich völlig erschöpft, wenn ich mich über solche Lappalien erregen würde – besonders im Hinblick auf viel groteskere Beziehungen zwischen visueller Präsentation und Ausbeutung. Als Beispiel mag die blaue Lavawelle dienen, die gegenwärtig in Tabakläden für Rothmans Zigaretten wirbt. Hinter dem weltläufigen Kapitänsimage von Rothmans verbirgt sich die Rembrandt Group, die größte von einem Buren beherrschte Holdinggesellschaft Südafrikas. Ihr gehören wesentliche Anteile an Gold-, Diamanten- und Platinbergwerken in Südafrika. Sie ist auch an südafrikanischen Rüstungsunternehmen beteiligt. Streiks der schwarzen Belegschaft in diesen Gruben sind durch Massenentlassungen und durch den Einsatz von Hunden und Schußwaffen gebrochen worden. Im vergangenen Jahr kamen über hundert schwarze Bergleute wegen mangelnder Sicherheitsvorkehrungen in diesen Bergwerken um. Demselben Konzern gehört »Lord Extra.«
Hans Haacke, August 1981