Michael Stoeber
Zoltán Jókay
»Mrs. Raab wants to go home«
Sprengel Museum Hannover, 4.12.2013 – 16.3.2014
In einem Interview danach befragt, warum er Bilder mache, antwortete der Fotograf Zoltán Jókay, weil er darin die Möglichkeit sehe, sich kennen zu lernen. Wenn er also, wie es der Fall ist, in immer neuen Serien andere porträtiert, entdeckt er in ihnen auch sich selbst. Seine Porträtkunst wird getragen von einer zutiefst humanen Empathie. Sie grenzt den anderen nicht aus – weder durch Pathetisierung noch durch Pathologisierung. Sondern sie versucht, seiner Eigenart ganz selbstverständlich gerecht zu werden. Mit dieser Haltung fotografiert Jókay Menschen. Nicht weil er findet, dass sie so anders sind, sondern weil er im Fremden das Eigene erkennt. Man mag dabei an Gustave Flaubert denken, der von seiner berühmten Romanheldin gesagt hat: „Madame Bovary, c´est moi.“ Der zarten Art, mit der Jókay Menschen begegnet, entspricht die Form, die er seinen Porträts gibt. Der Künstler fotografiert die Menschen dort, wo sie leben. Wenn er sie aufnimmt, oft auf der Straße, seltener zuhause, dann in Situationen, wie sie alltäglicher nicht sein könnten. In klaren Bildern, die ihren Blick suchen. An spektakulären, Aufsehen erregenden und mit unserer voyeuristischen Lust rechnenden Aufnahmen ist Zoltán Jókay nicht interessiert. Seine große Begabung besteht darin, in äußerst diskreten Fotografien seine Protagonisten genau zu charakterisieren. Es ist zutiefst berührend zu sehen, wie die Menschen auf seinen Bildern von Affekten bewegt werden, in denen nicht nur der Fotograf, sondern auch der Betrachter sich wieder zu erkennen vermag. Diese Qualität zeichnet bereits die „Porträts“…