Heinz-Norbert Jocks
Zhao Liang
Pekinger Tatorte: Ein Atelierrundgang
1971 geboren und mit einem frühen Interesse an Fotografie aufgewachsen, gehört Zhao Liang zu der Künstlergeneration, die die Methoden des dokumentarischen Films mit der leicht verständlichen Sprache der Populärkultur vermischt. Weil es ihm darum geht, die gesellschaftlichen Brüche und Widersprüche sichtbar zu machen, sucht er, der eine Zeitlang für die amerikanische Presseagentur arbeitete, mit Vorliebe die Ränder der Städte auf. Ganze Tage mit Randgruppen verbringend, bewegt er sich an den Grenzen des Staates. So lässt er uns in seiner Videoinstallation „Heavy Sleeper“ (2008) einen vierundzwanzigminütigen Blick auf die auch als Lebensraum genutzten Schlafstätten der dicht an dicht liegenden Wanderarbeitern werfen. Überhaupt belässt es Zhao Liang, der zunächst an der Luxun Academy of Fine Arts und dann an der Filmakademie in Peking studierte, bei der kommentarlosen Beschreibung sozialer Zustände. Sein Anliegen ist es, dass der Betrachter hautnah spürt, was die Bilder vermitteln. Darum dokumentiert er über zwei Stunden lang den Alltag in einer Polizeikaserne in der Provinz an der Grenze zu Nordkorea. An dem mehrfach ausgezeichneten Film „Crime and Punishment“ irritiert, dass sich Polizisten bei ihrem brutalen Vorgehen gegen Delinquenten filmen lassen, ohne sich dabei gestört zu fühlen. Um die Bedrängnis vor Ort auch körperlich nachvollziehbar zu machen, präsentiert Zhao Liang das Video auf drei Fernsehmonitoren in einem ultrakleinen Raum. Auch wenn dieser extrem radikale Künstler uns einmal kurz aufatmen lässt, indem er etwas Schönes simuliert, so ist auch dies nur mit Vorsicht zu genießen. Wie in der Fotoserie „Water“. Denn dort erweist…