Dieter Buchhart
Zeitwenden
Museum Moderner Kunst Sammlung Ludwig 20er Haus und Künstlerhaus, Wien, 5.7. – 1.10.2000
Die Räume sind weitgehend menschenleer. Wer erwartet Schlange zu stehen wird enttäuscht. Nach dem finanziellen Desaster in Bonn stellt sich die Wiener Präsentation des Projekts “Zeitwenden” als ein noch größerer Publikumsflop heraus. Doch wie kann eine derart aufwendig vorbereitete Ausstellung auf so wenig Resonanz stoßen?
Der Anspruch, einen gültigen Überblick über die Kunst am Ende des 20. Jahrhunderts zu geben, ist gewaltig. Mit einem Etat von 7,5 Millionen Mark ausgestattet, wurde versucht “der gestellten Aufgabe einer repräsentativen Ausstellung zur Jahrtausendwende gerecht zu werden.” In Bonn bildete der “Rückblick” auf die bedeutenden Veränderungen in der Menschheitsgeschichte den Ausgangspunkt der Schau. Der Zweite Teil, als “Ausblick” konzipiert, widmete sich der gegenwärtigen Kunstproduktion. Über achtzig international renommierte Künstler und Künstlerinnen “suchten nach einem Ausdruck ihrer individuellen Befindlichkeit im ausgehenden 20. Jahrhundert und stell(t)en ihre Zukunftsvision zur Disposition”. In Wien reduzierten die Organisatoren das Ausstellungsprogramm auf den Ausblick, der in leicht veränderter Form nach inhaltlichen und formalen Bestimmungen auf das Künstlerhaus und das 20er Haus aufgeteilt wurde.
Im Künstlerhaus standen die klassischen Kunstgattungen mit Malerei und Skulptur im Mittelpunkt der Ausstellung. Während in Bonn glücklicherweise Einzelpräsentationen favorisiert wurden, führte hier die lieblose Präsentation viele Werke in nur schwer nachvollziehbarer Weise zusammen. So wurden in einem kleineren Raum Pedro Cabrita Reis’ architekturbezogene kastenförmige Arbeit über Martin Waldes Arbeit “Tie or Untie”, ein auf Interaktion mit den Besuchern und Besucherinnen ausgerichteten Materialberg unterschiedlichster Seile, gehängt. Auf der gegenüberliegenden Wand wurden diese Werke mit den…