DETLEF B. LINKE
Zeit-Design
PLÄDOYER FÜR UNSTERBLICHKEIT
I. Die künstliche Gebärmutter
Die Fragen nach den letzten Dingen werden für Design, Technik und Mode zunehmend von Bedeutung. Wie ich mit einem Embryo in einer künstlichen Gebärmutter umgehe, hängt in erheblichem Maße davon ab, wie ich mir Zeit und Unsterblichkeit vorstelle. Die Aufzucht eines Embryos und Föten in einer Gummigebärmutter stellt für die Medizin auch beim Menschen kein Problem mehr dar und ist tierexperimentell abgesichert. Das Thema kann an die Marketing-Firma und Designer-Büros delegiert werden. Was die Frage der öffentlichen Akzeptanz angeht, so sind die Künstler bei ihrer Fertigkeit, neue Technologien in ihre persönlichen Traumen einzubetten, auf ein hohes professionelles Niveau geraten. Während die Technologie-Anverwandlung durch die öffentliche Förderung der “existenziellen” Erfahrungen des Künstlers beschleunigt werden kann, sucht das Design des Menschen noch nach der angemessenen Strukturierung der Zeit. Hier können Rückfragen der Human-Couturiers an die Neurophysiologie hilfreich sein. Was die Marktforschung angeht, so wird sie bald wahrscheinlich ohne großen Aufwand eine erhebliche Nachfrage nach künstlichen Gebärmüttern verzeichnen können, wenn das kontrollierte Aufwachsen des Kindes oder Klons in einer künstlerisch gestalteten Heimanlage wie z. B. in einem Appartement eine fürsorglichere Beziehung zu dem neuen Menschen gestalten lässt als dies beim Fruchten in einer Leihmutter der Fall ist.
Die Abwahl des muskulären Uterus durch einen vulkanisierten, in welchen visuelle Kommunikationskontaktstellen eingebaut werden, wird bessere interaktionelle Beziehungen zur Frucht ermöglichen, als dies bei evtl. Interventionen der Leihmutter der Fall wäre.
Bedenkt man, dass es Ärztinnen gegeben hat, die sich einer Hysterektomie (Entfernung der Gebärmutter) unterzogen haben, um der Frage…