Zeichen der Zeit
Michel Sauer in der Galerie Gmeiner, Freiburg
Seit die Postmoderne und – in ihrem Gefolge – die Lust an den SOern zu einer Art Volkssport geworden sind; seit es offenbar kaum noch einen Architekten gibt, der es nicht “fetzig” fände, wenn da noch ein Segmentbogen, dort ein schräger Winkel erscheint; und seitdem nun bald jede zweite Vorstadt-Pinte mit Dreiecksspiegeln und großen Deckenventilatoren (im Stil von Humphrey-Bogart-Filmen) ausgestattet ist – seit alledem ist man skeptisch geworden gegenüber einem bestimmten Formen-Repertoire, das sich einfach gibt, glänzend und kühl, oder besser: betont cool.
Michel Sauer bedient sich in seinen jüngsten Arbeiten dieses Formenrepertoires: Mal hängt an der Wand ein flacher Propeller, mal sind es zwei vertikal gegeneinander stehende, spitzwinklige Dreiecke (die übrigens an die Lüpertzschen “Fliegen” erinnern). Sauers aus Holz gesägte, monochrom bemalte und hochglanzpolierte Objekte sind Bild-Zeichen. Frei nach Jasper Johns’ Flagge kann man Sauers tief schimmernden Farbflächen als monochrome Malerei verstehen, die in eine bestimmte Form gebracht ist, oder die Form an sich als farbiges Zeichen sehen.
Diese Zeichen weisen auf nichts hin. Sie stehen für sich selbst. Das bedeutet auch, daß sie immer dann rapide an Spannung verlieren, wenn sie sich zu sehr ans New-Wave-Vokabular anlehnen. Dort aber, wo sich solche Parallelen nicht erkennen lassen, wirken Michel Sauers Zeichen merkwürdig, wecken Fragen und gewinnen jene Qualität, die Sauer selbst ,,im Moment der Unsicherheit, jenseits jedes Abschätzens” sieht: Da ist etwa ein Doppel-T, grün-schwarz changierend bemalt, dessen Mittelbalken um ein winziges schmaler ist als die beiden Außenstücke. Oder ein rotes Rechteck wird…