Claudia Wahjudi
Zaubern auf Zechen
Wie das Ruhrgebiet Kulturhauptstadt werden will
Herbst 2001. Das Ruhrgebiet zeigt sich von seiner werbewirksamen Seite. Im Gasometer Oberhausen hat gerade die Ausstellung “Blaues Gold” eröffnet, eine Inszenierung aus Pumpen, Videoinstallationen, Texttafeln und einem 50 Meter hohen Wasserkegel, die Mythen und Nutzung des Elements Wasser illustriert. Im Landschaftspark Duisburg-Nord, dem ehemaligen Thyssen-Hüttenwerk, das anlässlich der Internationalen Bauausstellung zu einem Veranstaltungskomplex mit Bühnen in Gebläsehallen, Pumpenhaus und Kompressorenraum umgebaut wurde, findet eine Aquaristik-Messe statt. Hier parken Autos aus ganz Nordrhein-Westfalen, Belgien und den Niederlanden. In Essen schließt die Kokerei Zollverein | Zeitgenössische Kunst und Kritik (siehe KUNSTFORUM Bd 158/ 2002) ihre erste Saison erfolgreich mit einem Katalog ab, der die vorangegangenen Ausstellungen zusammenfasst. Und an einem Donnerstagmorgen in Gelsenkirchen, im Backsteinhaus der Kultur Ruhr GmbH, tragen Handwerker einen zusammengerollten Teppich die Treppe hoch. Gérard Mortier, der künstlerische Leiter der Kulturfestspiele Ruhr Triennale, deren erster Zyklus 2002 beginnen wird, bezieht an diesem Tag sein Büro. Im Zimmer nebenan stellt Geschäftsführer Peter Landmann “schon jetzt einen Imagegewinn” für das Ruhrgebiet fest.
Frühjahr 2002. Der Gasometer verlängert “Blaues Gold”. Die nächste Ausstellung ist noch in der Schwebe. Vielleicht wird es die Gastschau “Everest” nach einer Idee von Reinhold Messner, vielleicht wird es auch erst soweit sein, wenn die Triennale den Gasometer 2003 ganz sicher bespielt. Derweil nimmt Geschäftsführerin Jeanette Schmitz Vorschläge von Gastausstellern an – kommen keine, erhält der Gasometer einen neuen Anstrich. Frühling in Essen: Das Team der Kokerei Zollverein berechnet den neuen Haushalt. Der Etat, den die Stiftung Industriedenkmalpflege stellt,…