Karlheinz Schmid
Zartes Pflänzchen Kunstkanal
Pilotprogramm für RTL plus
Der Hamburger Maler und Schriftsteller Hans Platschek, auch dank seiner Filme über Kollegen bekannt, hat schon vor Jahren notiert, was nach wie vor gültig ist. Bildende Kunst im Fernsehen, meint Platschek, sei bislang meist eine Zumutung. Das Velazquez-Gemälde “Las Meninas”, rechnet er vor, “ist 318 Zentimeter hoch und 276 breit. Der normale Bildschirm, ein Querformat, ist dagegen 60 Zentimeter breit und 50 hoch.” Derartige Hochformate der Malerei, sagt der Kritiker, könnten nur als bescheidener Teil einer ohnehin verkleinerten Totalen oder per Schwenk über die einzelnen Figuren vorgeführt werden.
Die Bonner Galeristin Philomene Magers stört nicht nur die notdürftige Präsentation von Meisterwerken. Ihr sei auch aufgefallen, klagt sie, daß zeitgenössische Künstler “jahrelang vergeblich versuchen, ins Fernsehen zu kommen”. Video-Artisten wie Klaus vom Bruch, Marcel Odenbach und Ulrike Rosenbach, mit denen sie seit langem zusammenarbeitet, würden von den öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten immer noch nicht ernst genommen.
“Die denken dort”, mokiert sie die Galeristin, “Kunst, das muß doch erläutert werden.” Ein Irrtum, wie sie jetzt beweisen will. Philomene Magers hat sich als Beitrag zur 2000-Jahrfeier der Stadt Bonn das Projekt “Kunstkanal” ausgedacht, wo Maler, Bildhauer und Video-Artisten ihr eigenes TV-Programm machen wollen. Der Privatsender RTL plus wird vom 30. September bis zum 7. Oktober, ohne jeden redaktionellen Eingriff, ein Pilotprogramm ausstrahlen, das ausschließlich von bildenden Künstlern stammt.
Alle 24 Stunden, um Mitternacht, wird eine Stunde lang bundesweit gezeigt, daß die vielzitierte Kunst im öffentlichen Raum auch den Bildschirm erobern kann. Dabei wird, ganz wie im Profi-Lager, mit Video, BTX und…