London
Zanele Muholi
Tate Modern 06.06.2024 – 26.01.2025
von Edgar Schmitz
In einer beeindruckenden Bandbreite verschiedener Formate, Präsentationsformen und Inszenierungen von wandfüllenden Portraits bis zu kleinteiligen Vitrinenarrangements präsentiert Zanele Muholi aus Südafrika in den Räumen und unter den Bedingungen der Tate widerständige, selbstbewusste, wunderschöne und inspirierende Portraits von Subjekten und ihren Gemeinschaften, Körpern und ihren Räumen und Partner*innen.
Die Ausstellung in ihrer jetzigen Form ist eine Fortsetzung und Erweiterung der ursprünglich 2020 gezeigten Ausstellung, die wegen der COVID-19 Pandemie abgebrochen werden musste. Die jetzige Version beinhaltet neben den originalen Exponaten auch eine Reihe neuere Arbeiten der letzten fünf Jahre sowie einige neuere Skulpturen. Einige experimentieren mit Formen der Selbstinszenierung, andere funktionieren eher dokumentarisch hinsichtlich der unter-repräsentierten Lebenswelten der dargestellten Menschen, wieder andere stellen das Verhältnis von Kameraauge und eingefangenem Menschen infrage.
Allen aber ist eine Form von Selbstbewusstsein zu eigen, die vor allem deshalb herausfordernd ist, weil sie sich gleichsam gegen Opferrollen und Unsichtbarkeiten wehrt. Einige dieser Bildfindungen graben sich medienwirksam ein, andere erscheinen geradezu unvermittelt in ihrer Intimität, wieder andere erscheinen in ihren poetischen Formalismen geradezu neomodernistisch. Muholi führt mit den Arbeiten über die verschiedenen Werkgruppen hinweg Bildfindungen vor, die erst noch erfunden werden müssen, weil das Vokabular für Ihre Lebenswelten immer noch nicht verfügbar ist.
Kunst und Aktivismus überschneiden sich da, wo die Frage nach Lebensformen sich mit der Überlebensfrage kreuzt, weil Lebensformen nur da bestehen können, wo sie artikuliert und geteilt werden, weil Kultur und vor allem Kunst als Garant solcher Formen gilt, weil viele dieser gelebten Formen sich aus ästhetischen Codes…
