Zach Blas
Unkenntlichkeit und Autonomie
Der in London lebende Künstler, Filmemacher und Autor Zach Blas untersucht in seinem Werk das diskriminierende Potenzial digitaler Überwachungs- und Erkennungstechnologien, die eingesetzt werden, um die Einhaltung von Gesetzen zu sichern, Sicherheit im öffentlichen Raum herzustellen, gesellschaftliche Machtstrukturen zu festigen oder eine politische Agenda zu etablieren. Blas bezieht zahlreiche, unterschiedliche digitale Technologien und Phänomene digitaler Kultur in seine künstlerische Recherche ein. Er interessiert sich ebenso für den Umgang mit dem menschlichen Körper im Rahmen von sicherheitsund überwachungstechnologischen Anwendungen, wie für Maschinenlernen, neuronale Netzwerke oder Chatbots. Blas aktiviert in seinem Werk verschiedene Formen queerer Identität, um die inhärenten, repressiven Tendenzen moderner Technologie zu desavouieren. Gegenwärtig gilt sein Interesse den Ursprüngen, Gründungsmythen und Ideologien digitaler Kultur und den von ihr entwickelten Technologien wie dem Internet oder künstlicher Intelligenz. In der multimedialen, interdisziplinären Installation „The Doors“ im Rahmen seiner Ausstellung „The Unknown Ideal“ im Oldenburger Edith-Russ-Haus, denkt Blas über den Wandel des Silicon Valley vom Zentrum kalifornischer Hippe-Gegenkultur hin zum Symbol eines radikalen Neoliberalismus, die Erfindung des Internets, und die Bedeutung psychoaktiver Drogen damals und heute nach.
Magdalena Kröner: Ich mochte den Kern Deines Ansatzes, digitale und biometrische Technologie gegen die Unternehmen zu wenden, die diese ursprünglich entwickelt haben, um zu regieren, zu kontrollieren und gesellschaftliche Normen durchzusetzen. Ich würde gerne mehr darüber erfahren, wie Du diese originäre und zutiefst persönliche Form von Aktivismus im Zentrum Deiner künstlerischen Praxis entwickelt hast. Was kam zuerst – die Kunst oder der Aktivismus – oder sind beide für Dich untrennbar miteinander verbunden?…