Yvonne Rainer
»Talking Pictures«
Der von Hedwig Sachsenhuber (Kunstverein München) auf deutsch herausgegebene Band ‘Talking Pictures’ versammelt erstmals die übersetzten Filmscripte von Yvonne Rainer. Zudem finden sich hierin Beiträge von B. Ruby Rich, Teresa de Lauretis und Bérénice Reynand über Rainers Filme und auch ein Interview mit ihr. Das Buch trägt den Untertitel ‘Filme, Feminismus, Psychoanalyse, Avantgarde’, was möglicherweise in die Irre führt. Yvonne Rainer war als Tänzerin und Choreographin eine prägende Figur der New Dance-Avantgarde, welche sich Mitte der 60er Jahre und unter Einfluß von John Cage und Merce Cunnigham mit alltäglichen Bewegungen, kollektiven Prozessen und zeitgenössischen Kunstströmungen auseinandersetzte. Bei Veranstaltungsreihen in der Judson Church, einem Veranstaltungsraum in Manhattan, kollaborierte sie mit den bildenden Künstlern Robert Morris oder Robert Rauschenberg ebenso wie mit den Tänzerinnen Trisha Brown und Simone Forti. Im Experiment einer ‘Grand Union’ – so nannte sich das daran anschließende Gruppenprojekt mit Improvisationen, Popmusik und viel Text – endete für sie eine Tanz-Avantgarde mit ihren gruppendynamischen und weitgehend unabgesprochenen Aufführungsprozessen: Anfang der 70er Jahre etablierte sich der einstmals radikale Gedanke einer Einführung des Alltäglichen als Stil.
Entgegen der allgemeinen Rückkehr eines tänzerischen Formalismus beschäftigte sich Yvonne Rainer zunehmend mit narrativen und visuellen Elementen. Während sie für ihre Mixed-Media-Performances Zitate aus Filmen nutzte, enthalten die ersten Filme – etwa ‘Lives of Performers’ von 1972 – Teile vorangegangener Aufführungen. Zunehmend verbinden sich nun gesprochene Texte mit projiziertem Bildmaterial zu ‘Talking Pictures’, ohne sich dabei in die Tradition des Experimental-Films einzugliedern: Ihre Arbeiten entwickelten sich eher aus dem Kunstkontext denn der Filmszene heraus.
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